Publikation Geisterhäuser/Leerstand
Einmal leerstehende, alte Häuser fotografieren und ihren Zauber sichtbar machen. Aber klingeln, wo niemand öffnet? Am Anfang war das W*ORT, eine Idee und eine Vorstudie. Am Ende "Fröüda wie Hüüsr" und ein Herzensprojekt, das Kreise zieht. Und dazwischen ein gutes Jahr kreative Schaffenskraft von Professionisten zusammen mit Kindern.
Ein Buch mit zwei Seiten und vielen Hintergründen
Einerseits wird Lustenaus Leerstand von Architektin Julia Kick analytisch in Zahlen gefasst, andererseits werden leerstehende Geisterhäuser durch Kinderaugen betrachtet. Ihr unverstellter Blick lässt das emotionale Thema spielerisch angehen, in ihren Geschichten und Zeichnungen spiegelt sich der Zauber alter Häuser. Den Kindern, wie auch den Leserinnen und Lesern soll Baukultur vermittelt werden. Das Buch schärft das Bewusstsein für Leerstand und motiviert im besten Fall Besitzer dazu, wertvollen leerstehenden Wohnraum zu aktivieren.
"Geisterhäuser - eine Betrachtung durch Kinderaugen"
Vom W*ORT eingeladen, erforschten die Kinder in Begleitung von Architektin Julia Kick, Fotograf Lukas Hämmerle und Historikerin Vanessa Waibel drei leerstehende Häuser, deren Besitzer sie für diese ungewöhnlich intime Art der Betrachtung geöffnet hatten.
In Kleingruppen gingen sie auf die Suche nach Geisterspuren und Indizien. Gruselgeschichten wurden erzählt, Unheimliches fotografisch in Szene gesetzt. Daten, Fakten und Namen, die auf liegengebliebener Post, Bildern und an Postkästen gefunden wurden, waren Ausgangspunkte für eine detailliertere Recherche im Gemeindearchiv. Diese bunte Sammlung an Erlebnissen brachten die Kinder im W*ORT zu Papier. Die Geschichten finden sich in "Geisterhäuser - eine Betrachtung durch Kinderaugen" wieder.
Ende Juni 2018 erkundeten Kinder der Volksschule Kirchdorf ein viertes Geisterhaus in der St.-Antonius-Straße. Die Exponate, die sie dort entdeckten, verwoben sie wieder in abenteuerlichen Geschichten. Bald werden die Kinder dazu keine Gelegenheit mehr haben, denn Familie Wretschko-Rabitsch hat schon Pläne, das Geisterhaus in Zusammenarbeit mit der Initiative „Ein guter Rat“ rund um Gemeindeplaner Bernhard Kathrein in ein Traumhaus zu verwandeln. „Wir müssen gar nicht so viel ändern, wie anfangs gedacht. Einerseits aus finanziellen Gründen aber auch, weil es nicht nötig ist. Das Haus ist unscheinbar aber hat einiges zu bieten und bildet eine gute Basis“, berichten die Hausbesitzer. Treten Sie ein ...
"Wir nutzen den besonderen Blickwinkel und setzen Kinder als Vermittler ein, um ein wichtiges, aber schwieriges Thema der Siedlungsentwicklung aus Fachgremien und Ausschüssen herauszuholen."
"Leerstand - Eine Betrachtung in Zahlen"
Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, dreht das Buch um und öffnet die Seiten von "Leerstand - Eine Betrachtung in Zahlen". "Wie viele Gebäude stehen in Lustenau leer? In wie vielen Gebäuden lebt nur eine Person? Wie viele Menschen könnten in leer stehendenund mindergenutzten Gebäuden wohnen? Wie hoch wären die Mieteinnahmen? Wie alt sind die leer stehenden Gebäude? Wie viel Grund und Boden ist leer?"
Der Teil "Leerstand" gibt einen faktischen Einblick in das Thema und zeigt, wie wir Lustenauer damit umgehen könn(t)en. Die Daten, Fakten und Lösungsansätze über die aktuelle Leerstandslage in Lustenau werden untermalt von zahlreichen Infografiken. Sämtliche Texte und Analysen wurden verfasst und recherchiert von Julia Kick, die Fotografien stammen zum größten Teil von Lukas Hämmerle und für die die Buchgestaltung und die Infografiken zeichnet Julia Gridling, Büro Julia, verantwortlich.
Die unkonventionelle Herangehensweise an das ständige und schwierige Thema Leerstand über ein Buch, das zur Hälfte von Kindern mitgestaltet wurde, mag auf den ersten Blick irritieren. Bei näherer Betrachtung jedoch ist es genau der unverstellte Blick der Kinder, der die Leser überrascht und anregt, über die Geisterhäuser nach- und hinauszudenken.
Ungenutzte Potenziale ins Bewusstsein rücken
Ein Buch als Basis für die Aktivierung von Wohn- oder Geschäftsraum - diese Idee fand nicht nur Beachtung in der Fachwelt und in den Medien. Sie hat auch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung erregt. Über die Workshops mit den Kindern konnten erst Eltern und Großeltern gewonnen werden, um später das Bewusstsein für Leerstand in der Bevölkerung und in Fachkreisen zu schärfen.
Als Antwort auf die Publikation "Geisterhäuser" wurde in Folge gemeinsam mit der Marktgemeinde Lustenau auch das niederschwellige Beratungs- und Vermittlungsangebot „Ein guter Rat“ ins Leben gerufen. Wie das Buch, sollte auch dieser praktische Weg das Bewusstsein für Leerstand in der Bevölkerung schärfen und im besten Fall (Geister)-Hausbesitzer:innen dazu motivieren, ihren wertvollen Wohn- und Geschäftsraum zu reaktivieren. Aufzuzeigen, was im Leerstand möglich ist und Mut zur Neunutzung zu machen, steht auch hinter dem ergänzenden Format „Ein guter Rat vor Ort“: Eine Besichtigungsreihe, bei der Bauleute, die bereits erfolgreich saniert haben, ihr Vorzeigeprojekt für ein paar Stunden zugänglich machen und ihre wertvollen Erfahrungen mit Interessierten austauschen.