14 - Gedenkort "Am Rohr"
Flucht vor den Schrecken der NS-Diktatur
Während der Zeit des Nationalsozialismus stellte die Grenze von Vorarlberg zur neutralen Schweiz für jüdische sowie andere, meist aus politischen Gründen verfolgte Menschen eine der wenigen erfolgsversprechenden Möglichkeiten zur Flucht dar. Durch die Verlegung des Rheinbetts im Zuge der Internationalen Rheinregulierung war die Gemeinde Diepoldsau über den an manchen Stellen sehr seichten Alten Rhein relativ einfach erreichbar.
Der Weg über bzw. durch das „Rohr“ bot eine dieser Möglichkeiten zur Flucht. Eine von der UNESCO im Jahr 2009 am alten Grenzgitter auf dem „Rohr“ angebrachte Gedenktafel erinnert an das Schicksal dieser Menschen. Für den Lustenauer Wehrmachtsdeserteur Josef Hagen endete die Flucht durch das „Rohr“ im Jahr 1944 tödlich. Er wurde von einem Lustenauer „Hilfszöllner“ angeschossen und erlag im Krankenhaus im schweizerischen Altstätten seinen Verletzungen.
Rund 2.000 – meist jüdische – Flüchtlinge wurden durch das couragierte Handeln des St. Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger (1891-1972) gerettet. Er schickte diese Menschen – entgegen seinen Befehlen – nicht ins Deutsche Reich zurück und rettete sie damit vor der späteren Ermordung in den Konzentrationslagern. Paul Grüninger wurde deswegen aus dem Dienst entlassen und erst im Jahr 1993 rehabilitiert.