News 125 Jahre Internationale Rheinregulierung 1892 – 2017 10. Januar 2017
Das Jahr 2017 steht bei Rheinschauen ganz im Zeichen des Rückblicks, gilt es doch 125 Jahre Internationale Rheinregulierung und 25 Jahre Rheinschauen zu feiern. Der Startschuss für die Rheinregulierung fiel mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen dem Kaisertum Österreich und der Schweiz am 30. Dezember 1892. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums wurde 1992 der Verein Rheinschauen gegründet.
Die Zeit bis 1892
Mehr als ein halbes Jahrtausend waren die Geschicke Lustenaus von den Launen des Rheins beeinflusst. Die erste Kirche auf Lustenauer Boden, die im Gebiet des heutigen Wiesenrains stand, wurde 1206 bei einem Rheinhochwasser zerstört. Dies wiederholte sich 1548, worauf die Kirche in die Mitte des Ortes verlegt wurde. Ende des 18. und während des gesamten 19. Jahrhunderts häuften sich im Rheintal die Überschwemmungskatastrophen. Lustenau war in den Jahren 1762, 1817, 1821 und 1834 besonders betroffen. Die Gründe für diese Häufung waren vielfältig. Einerseits wurden die Rheinsohle durch Dammbauten erhöht und die Wälder in den Quellgebieten des Rheins im Engadin abgeholzt andererseits waren aber auch Klimaveränderungen verantwortlich. Die Zeit zwischen 1560 und 1860 war geprägt von einer deutlichen Abkühlung des Weltklimas, von einer „kleinen Eiszeit“ war die Rede. Die Notlage im Jahr 1817 wurde mit dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora, der noch stärker war als jener des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. (Zerstörung von Pompeji) und die Explosion des Krakatau im Jahre 1883, in Verbindung gebracht. Die letzten großen Überschwemmungen fanden in den Jahren 1888 und 1890 statt.
Vertragsabschluss wurde überall gefeiert
Verständlicherweise wurde nach den Überschwemmungskatastrophen der vorigen Jahre der Abschluss des Staatsvertrages mit Freuden aufgenommen. Wie ein Zeitzeuge berichtet, „krachten in Lustenau die Böller, die schwarzgelbe Flagge flattert am Kirchthurm u. abends ist Festversammlung im Löwen“. Der Staatsvertrag enthält detaillierte Aufstellungen über den Umfang der Regulierung, die technischen Grundlagen und Zahlungsmodalitäten. Die Kosten beliefen sich damals auf 16.560.000 Franken. Das Wertverhältnis beträgt etwa 10:1, also wären heute etwas mehr als 165 Millionen Franken zu bezahlen. In diesen Kosten sind auch vier Brücken inbegriffen: zwischen Fußach und Hard, zwischen Brugg (Höchst) und Haag, bei Widnau und bei Diepoldsau.
Die Arbeiten beginnen
Am 14. Oktober 1895 begannen als erste Arbeiten die am Fußacher Durchstich. Fünf Jahre später war zum Abschluss der Arbeiten ein Fest geplant, bei dem die Trennwand zwischen altem und neuem Flussbett gesprengt werden sollte. Doch es kam anders: In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 1900 durchbrach der Rhein mit einem letzten Kraftakt diese Trennwand und wechselte selbstständig ins neue Bett.
Diepoldsauer Durchstich und weitere Regulierungsarbeiten
Der Diepoldsauer Durchstich wurde am 18. April 1923 nach 14-jähriger Bauzeit eröffnet. Im Laufe der Jahre beobachtete man eine Auflandungstendenz beim nun begradigten Rhein. Dieser sollte mit dem Projekt IIIb entgegengewirkt werden. Weitere Maßnahmen wurden im Herbst 1941 geplant; beispielsweise sollten die Rheinbrücken um anderthalb Meter angehoben und das Rheinbett verengt werden, um die Fließgeschwindigkeit des Rheins zu erhöhen. Im Zuge dessen sollten die Ober- und Unterfahrbrücke abgebrochen und durch eine Brücke in der Mitte ersetzt werden. Diese Maßnahmen wurden nach Abschluss des Staatsvertrags von 1954 umgesetzt und 1958 mit dem Abbruch der Unterfahrbrücke, der in der Lustenauer Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stieß, abgeschlossen.
Rhesi in aller Kürze
Die Hochwasserereignisse von 1954, 1987, 1999 und 2016 zeigten eindrücklich, dass das Projekt „Rhein – Erholung und Sicherheit“ (Rhesi) schnellstmöglich fertiggestellt werden sollte. 2012 begannen die Planungen, um die Bewohner der Region Alpenrhein vor einem 300-jährigen Hochwasser zu schützen. Die Abflusskapazität des Rheins wird dabei auf 4300 m³/sec erhöht. Die Dämme werden nicht erhöht, sondern das Flussbett verbreitert. Außerdem muss die Grundwasserversorgung mit neuen Brunnen gewährleistet werden.
25 Jahre Verein Rhein-Schauen
Auch der Verein Rhein-Schauen feiert. Er setzt sich seit 25 Jahren dafür ein, das historische Jahrhundertbauwerk der Rheinregulierung durch das Museum Rhein-Schauen und das Rheinbähnle im Bewusstsein der Bevölkerung zu erhalten. Der Umbau des Museums und die neue Ausstellung «ALPRENR(H)EIN.GESCHICHTE» werden ein besonderes Highlight im Jubiläumsjahr. Die neue Architektur der Ausstellung stellt vielfältige Bezüge zwischen den Exponaten her.
Veranstaltungshighlights im Jubiläumsjahr
Der Veranstaltungsreigen begann mit dem Neujahrsschwimmen am 8. Jänner zwischen Kriessern und Widnau. Am 18. Februar 2017 werden im Staatsarchiv St. Gallen Originaldokumente zum Rheinbau präsentiert. Führungen zu jeder vollen Stunde bieten interessante Informationen zur Geschichte der Rheinregulierung. Auch im vorarlberg museum findet eine Veranstaltung zum Jubiläum statt: Am 17. März ist die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg Thema bei der Reihe „Freitag um 5“. Am 20. Mai organisiert die IRR und das Amt für Bevölkerungsschutz einen Trinationalen Wasserwehrtag. Diese Veranstaltung ist speziell für technisch interessierte und Familien gedacht. Vorführungen und Mitmach-Aktionen werden geboten. Im Rahmen des Jubiläums finden auch zwei Kunstausstellungen statt. Der Höhepunkt des Jahres ist das Jubiläumsfest vom 22. bis 24. September: Im Rahmen dieses Festes wird die Schweiz feierlich aus den Verpflichtungen des Staatsvertrages von 1892 entlassen.
RheinStrömungen
Eine neue Ausstellung im Museum Rhein-Schauen erfasst die Geschichte am Alpenrhein. Mit interessanten Veranstaltungen beleuchten ausgewählte Museen weitere Blickwinkel. So lässt sich die Erlebniswelt unter dem Titel RheinStrömungen im Museum Rhein-Schauen, der inatura in Dornbirn, dem vorarlberg museum in Bregenz, dem Gemeindemuseum Rothus in Oberriet sowie dem Staatsarchiv des Kantons St. Gallen erleben. Nutzen Sie die Gelegenheit und sind Sie mit dabei.
Service für Menschen mit Handicap
Eine neue Ausstellung im Museum Rhein-Schauen erfasst die Geschichte am Alpenrhein. Mit interessanten Veranstaltungen beleuchten ausgewählte Museen weitere Blickwinkel. So lässt sich die Erlebniswelt unter dem Titel RheinStrömungen im Museum Rhein-Schauen, der inatura in Dornbirn, dem vorarlberg museum in Bregenz, dem Gemeindemuseum Rothus in Oberriet sowie dem Staatsarchiv des Kantons St. Gallen erleben. Nutzen Sie die Gelegenheit und sind Sie mit dabei.