News 50 Jahre Eishalle Lustenau – II: Das erste Jahr 13. Januar 2022
Anlässlich des 50. Geburtstages der Rheinhalle thematisiert diese Artikelserie die Geschichte der ersten Eishalle Vorarlbergs. Dieses Bild aus einem Dokumentationsalbum zu den ersten Jahren der Rheinhalle zeigt die im Jahr 1972 mit der Berliner Eisrevue in der Eishalle aufgetretenen Eiskunstlaufstars Marei Langenbein und Hans-Jürgen Bäumler.
50 Jahre Rheinhalle – Das erste Jahr
Am 9. Jänner 1972 startete der Normalbetrieb des Publikumslaufs in der tags zuvor offiziell eröffneten Eishalle. In den ersten drei Wochen kamen auf jeden geöffneten Tag im Durchschnitt rund 900 zahlende Eisläufer:innen und bereits in der ersten Wintersaison fanden neben den Heimspielen des EHC mit 6.494 „Wettspielbesuchern“ mit der „Kinder-Eisfasnat“ am 13. Februar, einem internationalen Eisstockturnier am 1. März und dem „1. Auto-Eissalon“ am 29. März in der Eishalle diverse Veranstaltungen statt.
Als am 5. April 1972 der Betrieb des Publikumslaufs in die Sommerpause ging, konnte der Besuch von über 60.000 Besucher:innen bilanziert werden. Die Eintrittspreise waren zwar moderat gehalten, ergaben aufgrund des großen Zuspruchs doch recht ansehnliche Einnahmen für die Gemeindekassa, die angesichts der Errichtungskosten von 16 Millionen Schilling sehr willkommen waren. Neben den Eintrittsgeldern versuchte die Gemeinde weitere finanzielle Quellen anzuzapfen. Der über die Firma Ender Werbung abgewickelte Verkauf der Bandenwerbung brachte ebenso Einnahmen wie Spenden der Raiffeisenbank und der in Widnau beheimaten Viscose-Firma. Vor allem aber sponserte die Dornbirner Sparkasse den Bau der Eishalle mit rund 450.000 Schilling. Die Subventionen des Landes Vorarlberg beliefen sich auf 550.000 Schilling, während der Bund rund 600.000 Schilling beitrug. Dies mag wohl etwas enttäuschend gewesen sein, da doch im Mai 1972 in einem Gemeindevertretungsprotokoll festgehalten worden war: „Früher sei aus Kreisen des Bundesministeriums erklärt worden, dass grundsätzlich für die erste Eishalle in einem Bundesland vom Bundesministerium für Unterricht eine Förderung von 1 Mill. Schilling, verteilt auf mehrere Jahre, zu erwarten sei.“
Die Kosten von rund 260.000 Schilling für die erst im Sommer 1972 erstellte ostseitige Stehplatztribüne wurden dann im Oktober über ein Gastspiel des Deutschen Eistheaters Berlin, finanziert. Im Sommer zuvor war die eisfreie Halle, wie ja schon ursprünglich konzipiert, bereits für etliche andere Großveranstaltungen genutzt worden. Im Mai hatte das dreitägige Frühlingsfest des FC Lustenau stattgefunden. Neben der Abendveranstaltung am Samstag die u. a. eine Modeschau und „Tanzmusik auf Bestellung“ bot, wurde am Sonntag auch das ORF-Frühschoppenkonzert im Rahmen einer Direktübertragung über alle Sender des Programmes „Österreich-Regional“ landesweit ausgestrahlt. Ende Juni war das ebenfalls dreitägige Landesmusikfest mit über 3.500 mitwirkenden Musikern und 100 Blasmusikkapellen aus allen österreichischen Bundesländern, der Schweiz, der BRD und aus Südtirol über die Bühne gegangen.
Im Rahmen des 12. Lustenauer Oktoberfestes wurde die Halle gar vom 8. bis 17. September fast jeden Tag bespielt. Neben Konzerten, Tanzveranstaltungen, einem großen Kinderfest und einer „Teenagerparty im Banne heißer Calypsos“ wurde damals in der Halle auch ein Profiboxkampf mit Hansi Orsolics ausgetragen. Zwei Wochen später startete am letzten Septemberwochenende bereits der Publikumslaufbetrieb und im Rahmen des „Cup Hilti-International“ standen zwei hochkarätige internationale Eishockeyspiele auf dem Programm. Dabei traten der HC Lugano (CH), VZKJ Vitkovice (CSSR) und die VEU Feldkirch an. Während der nun anlaufenden Wintersaison fanden noch etliche Eisportveranstaltungen wie etwa die Internationale österreichische Kleinbahnmeisterschaft im Eisschnelllauf, die Vorarlberger Meisterschaften im Eisstockschießen sowie ein Eistanzturnier mit den Vizeweltmeistern Geschwister Buck statt und der EHC konnte erstmals über eine ganze Saison alle Heimspiele in Lustenau austragen.
Über das gesamte Jahr 1972 gerechnet wurden mehr als hunderttausend Eisläufer:innen gezählt. Dennoch kritisierte die Opposition weiterhin die Abläufe und Probleme beim Bau der Halle. Das spiegelte sich wohl auch im Prozedere der Benennung der neu geschaffenen Sportstätte. Die sich bereits im Laufe des ersten Betriebsjahres eingebürgerte Bezeichnung „Rheinhalle“ wurde am 1. Februar 1973 von der Gemeindevertretung mehrstimmig auch offiziell festgelegt. Die Gegenstimmen der ÖVP verhallten wirkungslos, als deren Gemeinderat Oskar Bösch feststellte, „dass im Sprachgebrauch der Lustenauer das Wort ‚Eishalle‘ verwurzelt sei. In Lustenau werde man zu dieser Halle nie anders als ‚Eishalle‘ sagen.“