News 50 Jahre Eishalle Lustenau – III: Bundesliga, Eis-Disco und Konzerte 20. Januar 2022
Nach der Eröffnung am 8. Jänner 1972 etablierte sich die Eishalle schnell als sehr beliebte Wintersportstätte. Die starken Besucherzahlen des ersten Jahres – durchschnittlich wurden täglich 613 Eisläufer:innen gezählt – konnten zwar in den Folgejahren nicht gehalten werden, aber in den ersten zehn Jahren des Bestehens der Eishalle wurden beim Publikumslauf jährlich durchschnittlich rund 77.000 Besucher:innen verzeichnet. Als Reaktion auf den großen Andrang schuf die Gemeinde bereits 1983 einen nordseitigen Zubau mit einer Neugestaltung des Eingangsbereichs und einer Erweiterung der Umkleideräumlichkeiten. Im Jahr 1988 wurde die Zahl von einer Million Eisläufer:innen überschritten.
Eng mit dem Bau der Rheinhalle war auch der Aufstieg des EHC Lustenau verbunden. Der Verein verfügte nun über gute Trainingsmöglichkeiten und konnte auch die Jugendarbeit intensivieren. In der Saison 1973/74 errang der EHC erstmals den Meistertitel in der Nationalliga, verzichtete jedoch auf den Aufstieg in die Bundesliga. Erst rund zehn Jahre später stieg der Lustenauer Eishockeyverein erstmals in die höchste Spielklasse auf, entfesselte für einige Jahre ein richtiggehendes „Eishockeyfieber“ in der Gemeinde und feierte schließlich in der Saison 1984/85 mit dem 3. Platz in der Bundesliga seinen bislang größten sportlichen Erfolg. Aus dieser Zeit sind wohl noch vielen Lustenauer:innen u. a. die Derbys gegen die VEU Feldkirch und diverse Play-off-Spiele mit mehreren tausenden Zuschauern:innen, die die Rheinhalle in einen überfüllten „Hexenkessel“ verwandelten, in guter Erinnerung.
Aber auch der 1975 gegründete Eislauf-Club Lustenau sowie die von Beginn an in der Halle trainierenden Eisstockschützen fanden nun die wohl besten Trainingsmöglichkeiten im Land vor und errangen bald beachtenswerte sportliche Erfolge. Erst rund fünf Jahre nach der Eröffnung der Rheinhalle wurde in Feldkirch durch die Überdachung der Kunsteisbahn eine zweite Eishalle in Vorarlberg geschaffen.
Da es in den 1970er-Jahren in Vorarlberg noch kaum Hallen für Großveranstaltungen gab, wurde die Rheinhalle in der eisfreien Zeit oft für regionale Veranstaltungen, hin und wieder aber auch für Konzerte von international bekannten Stars genutzt. Den Anfang machten dabei im April 1973 die damals sehr angesagten „Les Humphries Singers“ vor über 4.000 Besucher:innen. Gastspiele von Peter Alexander (1975), Cat Stevens (1976), James Last (1977), Roger Whittaker (1977), Bonny M. (1978), Tina Turner (1979), Whitesnake (1979), Nazareth (1983), David Hasselhoff (1987), Herbert Grönemeyer (1987), der EAV (1988), den Zillertaler Schürzenjägern (1988) und Joe Cocker (1989) folgten im Lauf der nächsten eineinhalb Jahrzehnte.
Neben großen Eisshows wie der Wiener Eisrevue (1973), dem Europa Eistheater München (1974), Holiday on Ice (1980) und dem Eisballett „Bolschoi on Ice“ (1989) gastierten im Jahr 1988 auch die Harlem Globetrotters in der Rheinhalle. Und auch TV-Events fanden statt. So war etwa der von Karl Moik moderierte Musikantenstadel 1988 und 1992 in Lustenau zu Gast. Etwas mehr dem Geschmack der jüngeren Generation dürfte, wie ein Artikel in den VN schildert, die erstmals 1986 sowie in den Folgejahren veranstaltete Eis-Disco entsprochen haben: „Rund 2.500 großteils junge Besucher aus dem ganzen Land strömten in die Rheinhalle, um das von Vera Russwurm moderierte, vierstündige Eisspektakel bei heißem Diskosound, eindrucksvollen Lichteffekten und Videozauber mitzuerleben.“
Ab 1987 löste der damals eröffnete Reichshofsaal die Eishalle als Veranstaltungsort größtenteils ab. Im Oktober 1989 wurde aus Sicherheitsgründen eine Begrenzung der Besucherhöchstzahl für alle Eishockeyspiele auf 3.200 Personen angeordnet und alle Sonderveranstaltungen durften in Zukunft nur mehr mit Bewilligung der Baubehörde nach Durchführung einer kommissionellen Prüfung durchgeführt werden.
Ihre heutige Erscheinung verdankt die Rheinhalle einer um die Jahrtausendwende erfolgten etappenweise Generalsanierung, die notwendig geworden war, um die in die Jahre gekommene Sportstätte an die Anforderungen der Zeit anzupassen. Neben dem ostseitigen Zubau eines neuen Kabinentrakts erfolgten die Sanierung der gesamten Eisaufbereitungsanlage inklusive der Eispiste und der Hallentechnik, die Neugestaltung der Tribünenanlagen, die Erneuerung des Eingangsbereichs mit Verwaltungsräumen und Restaurant sowie die komplette Sanierung der Außenhülle.
© Harald Stocker