News 50 Jahre Eishalle Lustenau – I: Entscheidungsfindung und Bau 5. Januar 2022

Anlässlich des 50. Geburtstages der Rheinhalle thematisiert diese Artikelserie die Geschichte der ersten Eishalle Vorarlbergs. Die Lustenauer Gemeindevertretung beschloss am 10. März 1971 einstimmig, in dem sich damals rasant entwickelnden neuen Sport- und Erholungszentrum der Gemeinde eine Eishalle zu bauen. Eröffnet wurde die neue Sportstätte dann am 8. Jänner 1972.

A1 Erster Publikumslauf Foto unbekannt Rund 2.500 Eisläufer:innen stürmten den ersten Publikumslauf am 9. Jänner 1972.

50 Jahre Rheinhalle – Entscheidungsfindung und Bau

Nachdem bereits 1965 das Parkbad eröffnet worden war, wurden in der dortigen Nachbarschaft 1969 vier Tennisplätze für den im Jahr zuvor gegründeten Tennisklub geschaffen. Auch waren Anfang 1971 die Verhandlungen über den Bau des Sporthotels in Gang und die Sondierungen bezüglich der Errichtung einer Kunsteisbahn liefen. Treibende Kraft hinter dem Projekt war der damalige Sportreferent und spätere Vizebürgermeister Kurt Riedmann (FPÖ).
A1 Fundamente
Bis dahin verfügten in Vorarlberg nur zwei Orte über Kunsteisbahnen. Dies hatte zur Folge, dass die Lustenauer Eishockeyspieler, die sich ab Mitte der 1960er-Jahre „an der Meisterschaft der Vorarlberger Landesliga beteiligten [, …anfangs] sämtliche ‚Heimspiele‘ entweder in Dornbirn oder in Feldkirch [… austragen] mussten.“ (Laurin Peter, „Sport in Lustenau“) Im Jahr 1970 hatte dann der EHC am „Tavernplatz“ in Eigenregie eine Holzbande errichtet, um – so es denn die Witterungsbedingungen zuließen – in Lustenau zumindest auf Natureis vernünftig trainieren zu können. Neben den Anliegen des EHC und der allgemeinen Förderung des Wintersports sprachen damals noch weitere Argumente für den Bau einer Halle: „Bedeutende eissportliche Veranstaltungen ließen sich erfahrungsgemäß nur in einer Halle durchführen, weil das Wetter in diesem Falle keine Rolle spiele. Mehr Betriebstage und sichere Besucherzahlen beim Publikumslauf wie auch bei Veranstaltungen ergäben höhere Einnahmen. Durch eine Halle würden Sonne und Föhn ausgesperrt und dadurch die Betriebskosten gesenkt. Schließlich ließe sich eine Eissporthalle im Sommerhalbjahr als Mehrzweckhalle für verschiedene sportliche und andere Veranstaltungen verwenden, wodurch zusätzliche Einnahmen erwirtschaftet würden.“
A1 Träger versetzen Die massiven Stahlträger werden versetzt.

Anfang Dezember 1970 besuchte eine Abordnung von Gemeindepolitikern Lyss im Kanton Bern, um sich ein Bild von der dortigen Eishalle zu machen, die von der in dieser Gemeinde beheimateten Sanitärfirma „Häflinger“ gebaut worden war. Ein weiterer Ortsaugenschein und Verhandlungen Ende Jänner 1971 führten zu einem Offert der Firma, die Lustenauer Eishalle um rund 9 Millionen Schilling bis zum 15. Oktober 1971 zu errichten. Die schließlich als Generalunternehmer beauftragte Schweizer Firma hatte sich allerdings in der Kalkulation der Erstellungskosten schwer vertan und steckte in großen finanziellen Schwierigkeiten, die später dann auch im Konkurs der Firma endeten. Der Verlust der Firma aus dem Lustenauer Bauprojekt belief sich auf rund 1,5 Millionen Schilling.
 
Trotz der widrigen Umstände wurde der Bau fertiggestellt und die neue Eishalle am 8. Jänner 1972 im Beisein des damaligen Landeshauptmannes Herbert Kessler feierlich eröffnet. Nach dem auf den Nachmittag angesetzten offiziellen Teil fand um 18 Uhr „das Meisterschaftsspiel des EHC heizbösch gegen den GAK statt“, während darauffolgend die „Zeit von 20.15 bis 22.15 Uhr [...] dem Publikumslauf bei freiem Eintritt vorbehalten“ war.

A1 Blick vom Tennisplatz Blick vom Gelände des Tennisklubs auf die Bauarbeiten

Im November 1972 legte dann Finanzreferent Dieter Alge (FPÖ) eine Abrechnung des ursprünglich nicht budgetiert gewesenen und über Kredite finanzierten Projekts vor. Die Gesamtkosten beliefen sich nun auf rund 16 Millionen Schilling. Den Großteil der Kostenüberschreitungen erklärte Dieter Alge mit notwendigen Zusatzanschaffungen und stellte weiterhin fest: „Die Kostenüberschreitungen konnten dank der hohen Steuereingänge in den Jahren 1971 und 1972 ohne zusätzliche Darlehen bedeckt werden. Eine Unordnung in den Gemeindefinanzen ist durch den Bau der Eishalle nicht eingetreten.  Die gesamte Abwicklung dieses Bauvorhabens war sowohl in baulicher wie finanzieller Hinsicht kein Honiglecken. Es liegt mir nicht, mich in Details zu verlieren. Die Arbeit, die der Sportreferent und der Bürgermeister zu leisten hatten, möchte ich mit jener von Feuerwehrmännern vergleichen, während dem Finanzreferent und den übrigen Gemeindeorganen mehr die Arbeit des Aufräumens zufiel.“
 
Die Probleme, Kostenüberschreitungen und eine möglicherweise mangelnde Einbindung der Opposition beim Bau führten in der Folge zu Kritik von ÖVP und SPÖ. Bürgermeister Robert Bösch (FPÖ) gestand die unerfreuliche Kostenüberschreitung insofern ein, als dass er erklärte, „so gehe es den meisten Bauherren. Es sei bedauerlich, aber es sei passiert.“ Er stellt aber auch fest, „dass die Rheinhalle seit ihrer Eröffnung eine außerordentlich starke Frequenz aufweise. Tatsache sei weiters, dass Lustenau die billigste bzw. preisgünstigste Eishalle habe, die man je gebaut habe.“