News Aaron Pilsan spielt Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ in Spielfilmlänge 12. Februar 2024
Mit dem jungen Vorarlberger Pianisten Aaron Pilsan gastiert am 22. Februar ein absoluter Wunschkandidat auf der Reichshofsaalbühne. Seine Carte Blanche nützt der weltweit gefragte und in den bedeutendsten Konzertsälen begeisternde Ausnahmemusiker an diesem Abend, um das Publikum mit seiner 90-minütigen Interpretation von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ auf eine ganz besondere musikalische Reise mitzunehmen.
Mit der zeitintensiven Einspielung des Werks, das als Meilenstein in der Musikgeschichte gilt und mit dem er sich schon viele Jahre beschäftigt, hat sich Aaron Pilsan 2020 während des Lockdowns einen langgehegten Traum erfüllt. Das international vielbeachtete Album wurde vom renommierten britischen Magazin Gramophone zur besten Aufnahme 2021 gewählt.
Aaron, du hast als Fünfjähriger mit dem Klavierspiel begonnen. Stammst du aus einer musikalisch vorbelasteten Familie?
Ich komme aus einer Familie in der es keine Musiker gibt, habe aber schon früh gewusst, dass ich Musiker sein möchte. Während der Schulzeit habe ich dann statt Fußball zu spielen oder Party zu machen geübt. Ich wurde zwar nie gemobbt deswegen, war aber manchmal schon der „Komische“ – ein Paradiesvogel, würde ich sagen.
Wie ging es dann weiter?
Ich wollte mit weiterentwickeln und bei den besten Lehrern und Musikern lernen. Schon während meiner Gymnasiumzeit in Dornbirn bin ich nach Salzburg ans Mozarteum zum Unterricht gefahren und später nach Hannover. Während meines Masterstudiums bin ich dann nach Berlin gezogen, weil mein damaliger Professor auch dort gelebt hat.
Und bist in Berlin geblieben…
Ich habe mich in die Stadt verliebt. Berlin ist für mich in Mitteleuropa neben Wien, wo viele meiner Kollegen sind, die wichtigste Stadt für Musik. Berlin und Wien sind im Vergleich wie die zwei Seiten einer Medaille, jede mit Vor- und Nachteilen.
Bachs gern rezipiertes „Wohltemperiertes Klavier“ ist eine Ikone in der Musikgeschichte. Was zeichnet deine Interpretation des Werks aus?
Ich möchte mein Publikum auf eine gemeinsame Reise mitnehmen, bei der es musikalisch durch alle Emotionen und die verschiedenen Charaktere, die man auch bei Menschen wiederfindet, geht. Mich fasziniert diese Musik, weil sie in vielerlei Hinsicht bereichernd ist und ich diese verschiedenen Aspekte des Intellektuellen, Emotionalen und Spirituellen herausstreichen möchte. Ich glaube, dass in der heutigen Zeit gerade das Emotionale häufig zu kurz kommt und die Musik das vielleicht ein wenig ausgleichen kann. In dem Stück geht es um die Harmonie der einzelnen Tonarten, was für mich auch die Harmonie zwischen den Menschen symbolisiert.
„Überwiegend arbeite ich an meiner Mission, die Musik wieder zurück in die Wohnzimmer zu bringen und mit den Menschen zu teilen.“
Du beschäftigst dich auch mit zeitgenössischer Musik. Ist das eine ganz andere Herangehensweise?
Ich spiele hauptsächlich Werke von Komponistinnen und Komponisten, die ich persönlich kenne, weil ich den Austausch sehr spannend finde. Das ist eine ganz andere Arbeit und man merkt eine große Offenheit für Ideen und Umsetzungen. Einen Bach oder Mozart kann ich ja nicht mehr fragen, wie sie sich das vorgestellt haben. Ich glaube aber, dass auch sie gegenüber neuen Ansätzen offener gewesen wäre, als wir uns das als klassische Interpreten heute denken. Deswegen finde ich die Frage, ob man diese Komponisten auf modernen Instrumenten spielen darf, müßig. Bach hat zu seiner Zeit auch alle ihm verfügbaren Instrumente genutzt und natürlich würde er heute, wenn er mit dem Smartphone leben und auf andere Reize und Erfahrungen zurückgreifen könnte, wohl auch keine Kantaten, sondern eine andere Musik komponieren.
Wo findest du abseits der Konzertbühne einen Ausgleich?
Ich mache Sport, habe ein Privatleben wie jeder andere auch und ich reise gern, was natürlich auch Teil meines Berufs ist. Aber überwiegend arbeite ich an meiner Mission, die Musik wieder zurück in die Wohnzimmer zu bringen und mit den Menschen zu teilen. Ich sehe mich da wirklich in einer Mission und möchte andere Menschen motivieren, sich mit Musik auszudrücken. Deswegen habe ich meine Online Academy gegründet, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, aber auch viel Freude macht.
Über Aaron Pilsan
geb. 1995 in Dornbirn, lebt in Berlin. Studium bei Karl Heinz Kämmerling am Mozarteum Salzburg und bei Lars Vogt in Hannover. Gefördert durch die Schweizer Orpheum Stiftung, Stipendiat der Mozart Gesellschaft Dortmund, bester Nachwuchskünstler des Magazins Fono Forum 2011; 2014 aufgenommen in die „Rising Stars“-Reihe der European Concert Hall Organization (ECHO), vielbeachtete erste Solo-CD 2015, Förderpreis Deutschlandfunk 2017; regelmäßig Gast bei führenden Festivals, bei der Schubertiade und den Bregenzer Festspielen
Veranstaltungstipp
„Das Wohltemperierte Klavier“ – Klavierkonzert mit Aaron Pilsan, Do, 22.2., 20 Uhr, Reichshofsaal. Tickets im BOTTA und online erhältlich Abendkasse öffnet eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn.