News Archivale des Monats 28. Juli 2020
Im Jahr 1930 erschienen anlässlich der „100 jährigen Wiederkehr des Tages der Vereinigung Lustenaus mit dem Gerichte Dornbirn (22. März 1830)“ eine Sonderbeilage des Vorarlberger Volksblattes und des Vorarlberger Tagblattes mit jeweils vielen interessanten Artikeln über Lustenau.
„In Lustenau lernen die Kinder zuerst radfahren und dann gehen …“
Im „Feierabend“, der Wochenendausgabe des aus dem liberalen Lager hervorgegangenen Tagblattes, findet sich dabei u.a. ein Artikel über das hiesige Vereinswesen. Dessen Autor – der damalige Handelsschuldirektor Alfred Wehner – war in der Zwischenkriegszeit in Lustenau einer der wichtigsten Exponenten der völkischen Bewegung und betätigte sich oftmals als Redner und Artikelschreiber. Er beschreibt im „Feierabend“ treffend die lange Radfahr-Tradition in Lustenau. Passend zu den noch bis 22. August stattfindenden „FESTIVELO – Fahr Rad! Festwochen“ erinnert ein Auszug aus seinem Artikel daran.
„Ein Spaßvogel hat einmal behauptet: In Lustenau lernen die Kinder zuerst radfahren und dann gehen. Tatsächlich ist das Fahrrad in Lustenau ein notwendiges Verkehrsmittel wie sonst nirgends im Lande. Die weiten Entfernungen, dazu die besondere Art der Stickereiindustrie, die einen häufigen Verkehr zwischen dem Fabrikanten, Fergger und Sticker nötig macht, haben es bewirkt, daß in Lustenau in jedem Hause mindestens ein Fahrrad, meist aber mehrere, stehen. Selbstverständlich entstanden deshalb in Lustenau eine ganze Reihe von Fahrradvereinen. Diese Vereine pflegen aber nicht nur die Geselligkeit auf ihren Ausflügen, sondern sie betreiben mit ganzer Hingabe den Radsport und zwar in zweierlei Hinsicht, den Rennsport, den Saalsport und das Kunstradfahren.
Den beiden älteren Radfahrervereinen: Radfahrerklub Lustenau und Radfahrerverein Rheindorf haben sich neuerlich zugesellt der Radfahrerverein Rheinschwalbe, der Arbeiterradfahrerverein Frischauf und der Radfahrerverein Rheinrose. Während im Rennsport natürlich nur die Leistung des einzelnen hervorsticht, ist das Korso- und Kunstfahren mehr mit dem Riegeturnen zu vergleichen, weil es hier zumeist auf die Heranbildung einer Reihe gleichmäßiger Fahrer ankommt. Von dem Hochstand der Radfahrkunst in Lustenau gibt Zeugnis, daß Lustenau eine Reihe österreichischer Meister beherbergt, so die Rennfahrer Adolf Haug und Ferdinand Bösch, die Duettkunstfahrer Brüder Patscheider und den Einzelkunstfahrer Alfred Alge. Die Kunstreigenfahrer des Radfahrervereins Rheindorf sind ebenfalls rühmlichst bekannt in allen Ländern am Bodensee.“