News Archivgespräch über Erinnerungskultur in Lustenau 28. Oktober 2013
Am 21. Oktober durfte das Team des Historischen Archivs wieder viele Besucherinnen und Besucher im Großen Sitzungssaal des Rathauses begrüßen. Im fünften und letzten Archivgespräch des Jahres erörterte Gemeindearchivar Dr. Wolfgang Scheffknecht die Formen des Gedenkens an die Kriegsopfer in Lustenau während des letzten Jahrhunderts und damit in einem „Zeitalter der Extreme“. Der Vortragende stellte einleitend fest, dass in der frühen Neuzeit bei den Überlieferungen zu den in verschieden Kriegen gefallen Lustenauer Soldaten keinerlei Heldenverehrung feststellbar sei. Vielmehr sei es für die Menschen damals wichtig gewesen festzuhalten, ob die katholischen Bestattungsriten eingehalten wurden.
Heldenverehrung der Gefallenen
Die Verehrung der gefallenen Soldaten als „Helden, die für das Vaterland ihr Leben ließen“, ginge einher mit der Entstehung der modernen Staaten und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und spiegle sich in Lustenau in den Todesanzeigen für die gefallenen Soldaten und in den kirchlichen Ritualen am eigens auf dem Friedhof St. Peter und Paul geschaffenen Kriegergrab. Am 17. Juli 1932 wurde dann nach langen Diskussionen über Standort und Gestaltung das Lustenauer Kriegerdenkmal mit einem großen Festakt eingeweiht. Mit einem Verweis auf die Mentalitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts, die in Bezug auf die Wahrnehmung der Kriegsopfer von einer durchgängigen Heldenverehrung geprägt war, ging Wolfgang Scheffknecht auch auf die Rituale der Nationalsozialisten ein, die das Denkmal zur Ehrung der „gefallenen Helden der Bewegung“ instrumentalisierten.
Gedenken an die NS-Opfer
Nach dem Ende des NS-Regimes stellte der Referent, zumindest in der politischen Übereinkunft wem als Opfer des Krieges öffentlich und damit im 1951 erschienenen Kriegsopferbuch und später am Kriegerdenkmal gedacht wurde, Veränderungen fest. Der Vortragende zeigte auf, dass nun, wenn auch recht diskret, vereinzelt ermordete politische Gegner und auch ums Leben gekommene Deserteure, nicht jedoch die als „Asoziale“ in den Konzentrationslagern zu Tode gebrachten und die im Rahmen der NS-Euthanasie ermordeten Lustenauerinnen und Lustenauer, in das Kriegsopferbuch aufgenommen wurden. Wolfgang Scheffknecht schloss mit seinem Vortrag den thematischen Bogen, der diesjährigen Veranstaltungsreihe zum Thema „Gewalt und Diktatur in Lustenau“, die die Errichtung einer Gedenkstätte für alle Opfer der NS-Herrschaft begleitete. Zur feierlichen Enthüllung am 9. November ist die Bevölkerung herzlich eingeladen.