News „Der Rinderzucht verpflichtet“ - 130 Jahre Viehgenossenschaft Lustenau 17. Oktober 2024
Am kommenden Samstag wird der Ausstellungsplatz an der Mühlefeldstraße wieder zum Schauplatz für die schönsten Rinder Lustenaus. Der Auftrieb startet um 9 Uhr, der offizielle Bewertungsbeginn der Juroren von der Landwirtschaftskammer um 10 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 14 Uhr, begleitet von einem vielseitigen Rahmenprogramm. Nach der Preisverleihung um 20 Uhr folgt der traditionell feierliche Ausklang mit dem „Kuhfäscht“ und Live-Musik im Festzelt.
Lustenaus Rinderzüchter freuen sich am kommenden Samstag auf viele große und kleine Besucherinnen und Besucher der Viehausstellung an der Mühlefeldstraße.
Die Rinderausstellung selbst gibt es bereits so lange wie die Viehgenossenschaft, nämlich 130 Jahre. Zum diesjährigen Jubiläum darf deshalb ganz besonders gefeiert werden und die Vorfreude ist groß, wenn sechs Lustenauer Bauern zwischen 120 und 140 Stück Vieh ausstellen. Um 12 Uhr „liefert“ ein Noriker Pferdegespann die Siegerglöckchen, bei gutem Wetter wird eine Strohhüpfburg für viel Spaß bei den Kindern sorgen und eine ganztägige Bewirtschaftung steht für alle Besucherinnen und Besucher bereit, wenn es wieder heißt: „Welches ist das schönste Rind in Lustenaus Stall?“
Bewertungskriterien
Obmann Reinhard Hofer ist wie viele andere Mitglieder mit der Rinderzucht aufgewachsen.
Bewertet werden Milchertrag sowie Optik und Funktionalität, daher wie eine Kuh läuft oder ob das Euter beispielsweise so gewachsen ist, dass eine Melkmaschine gut melken kann. Es gibt unterschiedliche Alterskategorien, die Gesamtsiegerin wird zum Schluss gewählt. Für die Teilnahme erhalten alle Rinder einen Stoffwimpel mit Jahreszahl. „Früher erhielten die Siegertiere ein Täfelchen. Das haben wir in Lustenau abgeschafft, weil wir damit nur unnötiges Plastik hatten“, berichtet Reinhard Hofer, Obmann der Lustenauer Viehgenossenschaft. Ihn verbindet ein ganzes Leben mit der Viehzucht. „Ich kam früh in die Genossenschaft und erfüllte verschiedenste Funktionen, bis ich Obmann wurde. Das ist jetzt auch schon wieder 15 Jahre her“, lacht er.
Viehzucht mit Verantwortung
Vor mehr als 130 Jahren waren die Gemeinden verpflichtet, auf die Vatertierhaltung zu achten. Dann, in Lustenau vor 130 Jahren, wurden dafür die Viehzuchtvereine gegründet. Die ursprünglichen Gründungsmitglieder waren Bauern, die bereits stickten. Deshalb besaßen sie auch früh das notwendige Kapital, um zwei Alpen zu kaufen: Die Alpe Koppach im Lecknertal in Hittisau, die von den Mitgliedern der Genossenschaft noch selbst bewirtschaftet wird und die Alpe Ries in Sibratsgfäll.
Bedeutsame Veränderungen
Die Jersey-Rinder Josefa und Sissi vom Riedmannhof werden zum ersten Mal als weitere Viehrasse bei der Ausstellung vertreten sein.
Wenn heute von Viehzucht gesprochen wird, ist damit ausschließlich die Rinderzucht gemeint. Denn mittlerweile ist die Zucht von Pferden, Schafen oder Ziegen auf Landes- bzw. Bezirksebene geregelt. „Lustenau war früher eine Züchterhochburg und wir nahmen an Landes- und Europaschauen teil. Dann ist das etwas abgeflacht und die Milchproduktion stand wieder im Vordergrund. Ende der 70er Jahre hat sich die Bedeutung der Vereine mit der künstlichen Besamung nochmals verändert. Die Milchproduktion hängt allerdings wiederum mit der Züchtung zusammen, weshalb sich ein Züchter auch mit Genetik befassen muss. Also ja, die Viehzucht hat sich in den letzten Jahrzehnten tatsächlich drastisch verändert“, erzählt Reinhard Hofer. „Hinzu kam, dass früher in Vorarlberg alle gesetzmäßig dazu verpflichtet waren, ausschließlich Braunvieh zu züchten und zu halten. Ich erinnere mich noch an meine Kindheit und wie die Bauern damals die Rassenfreizügigkeit forderten. Vorarlberg war sogar Exportland für Braunvieh, aber diese Märkte haben sich heute neutralisiert und jeder kann die Rasse züchten, die ihm gefällt“, fährt er fort.
Die Viehzucht ist wichtig für Lustenau
„Ich bin heuer noch zu klein, aber eines Tages vielleicht auch bei einer Ausstellung dabei.“
Die Viehgenossenschaft zählt heute 70 Mitglieder. Nur wer Rinder hält, kann Mitglied werden. „Wir achten darauf, dass Familienmitglieder der Genossenschaft erhalten bleiben und schließen niemanden aus. Eines unserer älteren Mitglieder erzählte mir einmal, dass früher der Milchsammler in der Holzstraße an 14 Stellen Halt machen musste. Das zeigt, wieviel Rinderhalter wir einmal hatten“, so der Obmann. Was sind die Verpflichtungen und Vorteile einer Mitgliedschaft? „Wichtig ist, dass jeder auf der Alpe oder zum Beispiel bei Veranstaltungen mithilft, der größte Vorteil besteht in der Möglichkeit des Austausches untereinander.“ Und was wünscht sich der Obmann zukünftig für die Viehgenossenschaft? "Ich bin bereits in Pension und hoffe, auch das Amt des Obmanns bald in jüngere Hände legen zu dürfen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir weiterhin unseren Beitrag in der Gemeinde leisten und die Öffentlichkeit sieht, wie wichtig die Viehzucht ist“, antwortet er.