News Die Kunst des Briefeschreibens 19. April 2023

Der Lustenauer Konrad Lipold war als Soldat in der Festung in Kehl (D) stationiert und schrieb im Jahr 1729 einen Brief nach Hause, der nun im Lustenauer Gemeindearchiv verwahrt ist. Die Tatsache, dass ein Brief so lange aufbewahrt und nachlesbar ist, ist nur einer der Fakten, die Schüler:innen der ersten Klassen der Mittelschule Rheindorf im Rahmen eines Projektes zum Thema Briefe-Schreiben fasziniert.

Foto 1 Briefprojekt01 Schülerinnen und Schüler der 1a der Mittelschule Rheindorf zu Besuch bei Oliver Heinzle im Gemeindearchiv.

Erwachsene beschweren sich oft, dass im Briefkasten nur Rechnungen vorzufinden sind und selbst die Jugendlichen, die am Projekt teilnehmen, erzählen nur von getippten, formalen Briefen – wie zum Beispiel Zu- oder Absagen beim Schulwechsel. „Eine Postkarte aus dem Urlaub erhielten oder schrieben sie vielleicht schon einmal, wenn mit den Daheimgebliebenen nicht über Whatsapp oder Snapchat kommuniziert wird. Die Muße, auf die Post zu warten, haben wir aber verlernt. Genau das versucht unser Projektteam aus der Mittelschule Rheindorf Lustenau, der Mittelschule Ludesch und vom W*ORT den Jugendlichen zu vermitteln“, erzählt W*ORT-Geschäftsführerin Gabi Hampson.

„Als ich einen von Hand geschriebenen Brief von Susanne Alge-Krämer erhielt, die sich für unsere Gastfreundschaft ihrer Austauschschülerin gegenüber bedanken wollte, entstand die Idee für ein Brief-Projekt. Susanne war sofort begeistert“, erinnert sie sich. Susanne Alge-Krämer, Direktorin an der MS Ludesch, ergänzt: „Wir wussten, dass wir nicht nur eine traditionelle Brieffreundschaft organisieren, sondern den jungen Menschen die Kunst des Briefeschreibens in all seinen Facetten näherbringen möchten.“ So lernen die Jugendlichen in der Schule, wie man einen Brief korrekt aufsetzt, dürfen diese Regeln für das Projekt aber ab und zu auch brechen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. 

Foto 2 Briefprojekt02 Schülerinnen aus der 1b beantworten ihre Post.
Foto 3 Briefprojekt03 Auftakt im W*ORT mit der 1c

Als Gabi Hampson eine Partnerschule in Lustenau suchte, fand sie in Christine Hopfner von der Mittelschule Rheindorf eine Partnerin. Diese begeisterte gleich ihre Kolleginnen Christine Alge und Ulrike Antonietti für das Projekt und nun machen alle drei ersten Klassen beim Briefeschreiben mit. Der Auftakt fand im W*ORT statt, wo die Schüler:innen Postkarten an ihnen unbekannte Personen schrieben. Diese signierten sie mit ihren Namen und dem Zusatz „MS Rheindorf“ - in der Hoffnung, dass die Adressant:innen vielleicht zum Antworten inspiriert werden. Der Postkasten der MS Rheindorf weist seither nicht nur Rechnungen und offizielle Schreiben auf, sondern erfreut sich bunter Postkarten, adressiert an eine der drei ersten Klassen. Ein Besuch bei Oliver Heinzle im Historischen Archiv stand auch auf dem Programm. Quer durch Lustenau spazierten die Schüler:innen, um im Archiv zu forschen und Neues über Lustenau, die erste Lustenauer Schule und natürlich Briefe zu erfahren. „Frau Hopfner, das war MEGA! Wir müssen unbedingt wieder einmal kommen!“, so die Reaktion eines Schülers nach dem Archivbesuch.

Inzwischen ist in der Rotkreuzstraße auch aus Ludesch Post eingelangt und die Schüler:innen der MS Rheindorf haben sofort zurück geschrieben. Die Aufregung beim Erhalt jeder Postkarte und jedes Briefes ist groß. Sie verweilen beim Schreiben und Gestalten ihrer Briefe und üben sich in Geduld beim Warten auf eine Antwort.

Sie möchten einen Brief schreiben?

Wer den Schüler:innen eine Karte oder einen Brief schreiben oder von einer Brieffreundschaft erzählen möchte, der kann eine Postkarte oder einen Brief an folgende Adresse schicken:

1a oder 1b oder 1c
Mittelschule Rheindorf
Rotkreuzstraße 10
6890 Lustenau

Bitte Absender nicht vergessen!