News Ein Abend im Zeichen einer starken Frau 15. März 2023
Rosa Luxemburg (1871 – 1919) war eine Symbolfigur der Freiheit und Gleichheit. Ihren Kampf um politische Gerechtigkeit bezahlte sie mit ihrem Leben. Viele meinen sie zu kennen, wenige wissen, wofür ihr Name wirklich steht und wie breit ihr Spektrum war. In ihrem neuen, erweiterten Programm „Rosa Luxemburg lebt!“ nähern sich Angelika Hagen (Violine, Texte), Lylit alias Eva Klampfer (Gesang), David Six (Piano) und Andi Schreiber (Violine) mit Liedern, Musik, Improvisationen und Textpassagen dem Leben und Wirken dieser facettenreichen Persönlichkeit. Wie es zur Beschäftigung mit Rosa Luxemburg kam, was die BesucherInnen der Konzert-Performance am 24. März im Freudenhaus erwartet und was sie persönlich mit Lustenau verbindet, erzählt Angelika Hagen im Interview.
Angelika Hagen, Sie sind Violinistin, widmen sich der Improvisation und der World Music, leben in Wien. In ihrer Biografie gibt es aber auch Verbindungen nach Lustenau - welche?
Ich bin von Kindheit an verbunden mit Lustenau: Mein Vater, Oskar Hagen, ist hier geboren und aufgewachsen. Er war selbst Musiker, hat in Wien und Salzburg studiert und war später Solobratschist im Mozarteumorchester Salzburg. Dort bin ich aufgewachsen. Aber in den Sommerferien haben wir jedes Jahr Zeit in Lustenau bei den Großeltern verbracht. Und mein Lebensgefährte, Andi Schreiber, ist ebenfalls in Lustenau aufgewachsen. Und Musiker.
Die Konzert-Performance „Rosa Luxemburg lebt!“ beschäftigt sich mit dem Leben der Politikerin, Ökonomin, Revolutionärin, Schriftstellerin Rosa Luxemburg. Was hat Sie am Leben dieser scheinbar bekannten, aber oft falsch verstandenen, Persönlichkeit fasziniert?
Anfangs kannte ich auch nur ein paar Texte von ihr, aber ich spürte zwischen den Zeilen, dass sie eine Position vertrat, die ganz den Menschen zugewandt war. Ich fing also an, mich mit ihrer Lebensgeschichte zu beschäftigen. Und je mehr ich darüber las und dieser faszinierenden Persönlichkeit auf die Spur kam, desto mehr verstand ich, dass es hier um viel mehr ging als um ‚Politik‘. Rosa Luxemburg hatte ja zunächst in Zürich Botanik und Zoologie studiert, und obwohl sie dann zu Rechtswissenschaften wechselte, zog sich ihre Naturverbundenheit weiterhin wie ein roter Faden durch ihr Leben und das beeinflusste auch ihre politische Einstellung. Ihre Ziele waren der Aufbau einer neuen sozialdemokratischen Gesellschaft - Antimilitarismus, Friedenspolitik und Internationalismus.
Wie darf man den Titel „Rosa Luxemburg lebt!“ verstehen?
Menschen können weit über ihren Tod hinaus lebendig bleiben, durch das was sie gesagt und geschrieben haben, wie sie gelebt haben, welches Vermächtnis sie hinterlassen haben. Dazu gehören auch Rosa Luxemburgs Ideen und ihre Lebenshaltung: ihr unglaublicher Mut; ihre Heiterkeit, wie sie sagte: „trotz allem“; ihr grenzüberschreitender Humanismus und ihre Haltung zur „Mitwelt“. Sie verkörperte eine Haltung, die wir heute dringend brauchen würden: Freiheit, Gleichheit, Solidarität – und Empathie mit allem Lebendigen, Menschen, Tieren, Pflanzen.
„Rosa Luxemburg verkörperte eine Haltung, die wir heute dringend brauchen würden: Freiheit, Gleichheit, Solidarität - und Empathie mit allem Lebendigen, Menschen, Tieren, Pflanzen.“
Was erwartet die Besucher:nnen bei der Konzert-Performance im Freudenhaus?
Die Begegnung mit einer faszinierenden Persönlichkeit, interpretiert von einem hochkarätig besetzten Ensemble.
Im Programm sind Lieder des französischen Komponisten und Pianisten Michel Legrand, der für seine Filmmusik mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Wieso seine Lieder?
Michel Legrand ist genau 100 Jahre nach Rosa Luxemburg gestorben. Seine Lieder bilden einen ästhetischen Kontrapunkt zu den harten, oft erschütternden Ereignissen in Rosa Luxemburgs Leben und ihrem gewaltsamen Tod. Speziell wenn sie von einer so großartigen Sängerin wie Lylit/Eva Klampfer interpretiert werden.
Welche Texte dazu haben Sie ausgewählt?
Originaltexte von Rosa Luxemburg – politische und poetische Texte, Briefe an Freunde –, die durch meinen Erzählstrang zu einem Ganzen verbunden werden.
Über Angelika Hagen
In Salzburg geboren, Musikstudium am Mozarteum Salzburg (Konzertfach Violine), Mitbegründerin und Geigerin des Hagen-Quartetts. Studium der Ethnologie, Verhaltensforschung und Soziologie an der Universität Wien. Gründerin und Kuratorin der Performance-Reihe „Klang der Arbeit“. Ihr musikalisches Schaffen, das gesellschaftspolitische Themen mit künstlerischen Mitteln zum Ausdruck bringt, ist der Improvisation und der World Music gewidmet und von der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen und künstlerischen Feldern geprägt.