News Ein guter Rat vor Ort bei Simone und Lukas 26. Juni 2017
„Ganz ehrlich - ich hätte das Haus abgerissen“, gibt Michael Bösch zu, der selbst in diesem Haus aufgewachsen ist und später daneben gebaut hat. Sein Sohn Lukas jedoch war hartnäckig. Zu viele schöne Erinnerungen verknüpft er mit dem Haus des Opas. „Ich bin praktisch hier groß geworden, war jeden Tag bei Opa. Es war mir wichtig, dass das Haus in seiner Form und Erscheinung erhalten bleibt.“ Lukas Bösch und Simone Ratz haben im Rahmen der Lustenauer Leerstandsaktivierung „Ein guter Rat“ ihr neu saniertes Heim für Interessierte geöffnet.
Von ihrem Plan, das Haus des Großvaters zum eigenen Traumhaus umzubauen, ließ sich das junge Paar auch von Rückschlägen oder gegenteiligen Meinungen nicht so leicht abbringen. Nach mehreren Gesprächen mit verschiedenen Fachleuten fanden Lukas und seine Verlobte Simone in Reinhard Schneider einen erfahrenen Fachmann, dem sie das Vertrauen schenkten und ein gutes Gefühl hatten, um das Projekt schließlich anzugehen. Reinhard übernahm Ausschreibung und Bauleitung, die Planung machten die Bauleute weitestgehend selbst. Etwas, das Lukas beim nächsten Mal anders machen würde.
„Sanieren lohnt sich absolut“
„Wir haben viele Dinge vor Ort und kurzfristig entschieden, anders zu machen als geplant, weil wir vieles erst gesehen haben, als es tatsächlich gebaut wurde. Dem Laien könnten hier mangels Know-how und Vorstellungsvermögen durchaus große Fehler passieren. Architekten erkennen solche räumlichen Potenziale von vornherein“, sehen die Bauleute Verbesserungsmöglichkeiten bei der Planung. Aber ansonsten sind sie bisher mit allen Entscheidungen mehr als glücklich. „Sicher haben wir viel investiert, aber wir haben auch viel dafür bekommen. Wir haben jetzt knapp 250 m², umgerechnet auf die Quadratmeter lohnt sich das Sanieren absolut.“
Neue Möglichkeiten in alten Räumen
„Es ergeben sich außerdem spannende Räume, die es bei Neubauten kaum gäbe“, freut sich das Paar. Eine uneinsehbare, versteckte Veranda im Obergeschoss zum Beispiel, ein noch nutzungsoffener Möglichkeitsraum unter dem Dach, eine kleine Rückzugsnische neben der Treppe, ein Tenn, in dem neben Auto und Fahrrädern sicher auch mal die eine oder andere „Fäschtergesellschaft“ Platz finden wird. „Für all das lohnt sich der Aufwand.“
Handwerkliche Qualität
Das Mauerwerk im Erdgeschoss war marode. Der gesamte Holzbau im Obergeschoss wurde daher auf Stützen gestellt, etwas angehoben und Mauerwerk und Bodenplatte darunter neu den aktuellen energetischen Anforderungen entsprechend errichtet. Die ungefähr 20 Jahre alten Fenster, die der Opa noch ausgetauscht hatte, wurden ausgebaut, saniert und wieder eingebaut. Dies war der Vorschlag eines umsichtigen Handwerkers, der zeigt, dass die Qualität guten Handwerks in vielerlei Hinsicht Nachhaltigkeit bedeutet. Auch der Holzbau im Obergeschoss wurde durch das Einbringen einer Zellulosedämmung energetisch auf Vordermann gebracht.
Umsichtige Revitalisierung
Die Holzkonstruktion war generell in einem sehr guten Zustand. Und das, obwohl die Balken und Stützen schon einige Jahre auf dem Buckel haben. 1901 brannte an derselben Stelle ein Haus nieder. Die heutige Grüttstraße 2 scheint auf dessen Fundamenten nur etwas größer aufgebaut geworden zu sein. Und zwar - wie früher oft üblich - indem Teile eines Hauses von anderer Stelle wiederverwendet worden waren. Material war damals kostbar. „Schade nur, dass viele der alten Balken im Wandaufbau verschwunden sind“, dauern Lukas und Simone. „Doch durch die Verwendung von viel Holz im Obergeschoss für Innenwände, Decken, Boden und Möbel bleibt des heimelige Gefühl eines Holzbaus erhalten.“ Vielleicht weil die Hausherrin eine Wälderin ist, wurde bei der Auswahl der Handwerker neben Lustenauer Firmen gerne auch in den Wald geschaut. Der Kreis schließt sich, stammt die „recycelte“ Grundkonstruktion des Hauses vermutlich auch aus dem Bregenzerwald.
Neues Netzwerk: Ein guter Rat für Umbau, Raumnutzung und Leerstand
„Ein gelungenes Beispiel für die Revitalisierung eines speziellen Altbestandes und der Beweis dafür dass, wo ein Wille, auch immer ein Weg zu finden ist“, macht das Netzwerk „Ein guter Rat“ Interessierten Mut, ihre Ideen zu verwirklichen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Ein Patentrezept können Simone und Lukas anderen Besitzern von alter Bausubstanz nicht geben, jedoch sind sie gerne dazu bereit die Servicestelle „Ein guter Rat“ um eine weitere Ebene zu bereichern. Sollte ihr Bauvorhaben anderen dabei helfen eine Sanierung anzugehen, darf auch in Zukunft der Kontakt zu ihnen hergestellt werden. „Ein guter Rat“ bietet so ein wachsendes und vielseitiges Netzwerk an Rechtsfachleuten, Architekten und Bauherren, auf das der Laie gerne und, im Zuge einer Erstberatung, kostenlos zurückgreifen kann.
2. guter Rat vor Ort am 8. Juli
Bereits am 8. Juli wird die Serie „Ein guter Rat vor Ort“ in den preisgekrönten Stickereilofts inder Teilenstraße fortgesetzt. Neben den Architekten (Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher) wurden hier auch die Bauherren ausgezeichnet für ihren Entschluss, aus alter Bausubstanz neue Mietwohnungen zu schaffen. Auch hier haben Eigentümer, Architekten und Bewohner bestimmt den einen oder anderen Rat weiterzugeben.
Netzwerk "Ein guter Rat" für Umbau, Raumnutzung, Leerstand
Die Lustenauer Servicestelle unterstützt ImmobilienbesitzerInnen, die ihr leerstehendes Haus aus dem Schlaf wecken, eine Wohnung sanieren oder das brachliegende Grundstück sinnvoll nutzen möchten. Rechtsberater, Architekten und Verantwortliche aus dem Bauamt bieten eine kostenlose Erstberatung und helfen über die ersten Hürden.
Beim guten Rat vor Ort, machen Bauleute/ArchitektInnen/BewohnerInnen ihr Vorzeigeprojekt Interessierten für ein paar Stunden zugänglich, plaudern aus dem Nähkästchen und geben Tipps.
T 05577 8181-5000
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