News "Ein Königreich für die Zukunft": Kindergartenkinder erforschen Energie im Alltag 20. Februar 2017
Kinder und ihr Alltag stecken voller Energie: Das Licht geht an, der Wasserkocher pfeift, das Radio spielt Musik. „Doch wie können wir Kinder neugierig auf das machen, was hinter der Steckdose steckt“, fragten sich Lustenaus Kindergartenpädagoginnen. Sie widmen nun der Themenwelt Energie ein ganzes Kindergartenjahr. Im Königreich der Zukunft wird experimentiert, gesungen, gestaltet und auf Spurensuche gegangen.
2016 ist die Lustenauer e5-Gruppe an die Pädagoginnen herangetreten, um Energiesparmöglichkeiten in den Kindergärten aufzuzeigen. "Wir hatten anfangs keine großen Erwartungen, doch die Kolleginnen waren sofort begeistert", erzählen Judith Siegl vom Kindergarten Rotkreuz und Gemeinde-Energiekoordinator Michael Schulz. Die Mitarbeiterinnen in den Kindergärten führen mittlerweile eine Energiebuchhaltung und verbrauchten im letzten halben Jahr deutlich weniger Strom und Wärme also zuvor. Und was noch viel mehr freut: Alle 86 Pädagoginnen beteiligen sich mit den 552 Kindergartenkindern am Königreich für die Zukunft, einem Energieprojekt speziell für sie konzipiert. Schon bei den Kleinsten soll die Neugierde geweckt und der bewusste Umgang mit Energie im Kindergartenalltag und zuhause verankert werden.
Exkursion und Vorbereitungstag
Die Energiethemen sind an den Verlauf der Jahreszeiten geknüpft. Im Herbst wurden Wind und Mobilität, im Winter Licht und Wärme erforscht. Im Frühling und Sommer liegt der Fokus auf der Kraft von Wasser und Sonne. Ein Praxishandbuch gibt dazu eine Fülle von Sachinformationen, Tipps und Ideen. Auf das anspruchsvolle Projekt haben sich die Pädagoginnen an einem Einführungstag vorbereitet und auf einer Exkursion ins NaturGut Ophoven bei Leverkusen Informationen und Inspiration gesammelt. Begleitet werden sie von Carmen Jungmayr, Expertin am Energieinstitut und Michael Schulz.
Mit allen Sinnen erfahren
"Das Königreich für die Zukunft ist eine besondere Möglichkeit, Kindern zu zeigen, wie sie ihre Zukunft mitgestalten können. Es gibt unzählige Möglichkeiten, das Wie und Was begreifbar zu machen und zu hinterfragen", beschreibt Martina Hämmerle-Hagen vom Kindergarten Rheindorf ihre Arbeit. Spielerisch und fantasievoll wird Energie im Alltag erforscht und begreifbar gemacht. Die Pädagoginnen setzen sich auch gestalterisch mit den Facetten von Energie auseinander. Museums- und Firmenbesuche wie zur Inatura oder zu Zumtobel Lighting stehen ebenfalls auf dem Programm.
Forschen und entdecken
So werden Raketenautos mit Ballonantrieb und Roboterkostüme für den Fasching gebastelt, Tänze einstudiert, Wasserstrudel erzeugt, Wattebausche durch den Raum geblasen, Luftballons elektrisch aufgeladen oder Experimente-Ecken eingerichtet. Die Kinder wissen, dass Haare lufttrocknen und dass Fächer elektrische Ventilatoren ersetzen. Auch Gäste werden eingeladen, zum Beispiel um Alltagsgegenstände im Stromverbrauch von früher und heute zu vergleichen: Kaffeemahlen, Waschen, Maschinschreiben, Fotos machen, ...
Wie nimmt man Stromfressern den Appetit?
"Für uns ist es unglaublich spannend, das Interesse der Kinder einzufangen und mit ihnen gemeinsam die Rätsel und Fragen rund um Energie zu lösen", gibt Eva Graf vom Kindergarten Brändle Einblick. "Die Kinder sind echte Stromdetektive. Das Licht wird gelöscht, wir vermeiden Dauerlüften. Wenn niemand da ist, sind Fenster und Türen geschlossen, elektrische Geräte ausgeschaltet." Und wie erklärt man nun, dass der Strom im Kreis geht? "Zum Beispiel indem man einen Mann zuhause hat, der Elektroniker ist und mit ihm gemeinsam einen Stromkreis bastelt", lacht die Pädagogin.
Gemeinsam Energieabenteuer erleben
Bisheriger Höhepunkt im Königreich der Zukunft war ein StromFREItag im Januar. Wie fühlt es sich an, wenn die Heizung ausgeschaltet ist? Wenn keine Lichter brennen, sondern mit Kerzenlicht gearbeitet wird? Wenn Tee und Jause draußen über dem Feuer gekocht werden? "Ungewohnt und neu, aber die Kinder waren im wahrsten Sinn des Wortes mit Feuereifer dabei", kommt die prompte Antwort aus dem Kindergarten. Man spürt rundum, dass die Begeisterung ansteckend wirkt und hofft, sie möge sich auf die Familie zuhause übertragen: "Was wir im Kindergarten erleben, wird meistens nach Hause gebracht. Das hören wir täglich von den Eltern."
Jeder Beitrag zählt
Mit welch großem Engagement die Kindergärten mitwirken, freut Christine Bösch-Vetter, verantwortliche Gemeinderätin für Energie und Umwelt. "So viel Energie für dieses Thema wünscht man sich auch von den Erwachsenen. Wir hoffen, dass die Kinder die Botschaft aus dem Kindergarten weitertragen und positiv auf das Energiebewusstsein ihrer Eltern einwirken. Wir wollen gemeinsam mit unseren Kindern die Zukunft gestalten. Ohne erhobenen Zeigefinger oder schlechtes Gewissen aber mit der Überzeugung, dass jeder Beitrag wichtig ist."