News Gemeindegeschichte für die Zukunft bewahren 6. Juni 2014
Was wird aus Lustenaus ältestem Gebäude? Wieviel soll die Gemeinde in die Erhaltung der historischen Bausubstanz investieren und wie könnten Lustenaus BürgerInnen aktiv eingebunden werden? Diese Fragen zum Ammannhaus wurden bei einer Diskussionsveranstaltung der Marktgemeinde im bis auf den letzten Platz besetzten Sitzungssaal erörtert.
Das Haus Hofsteigstraße 46 wird im Lustenauer Volksmund als das Ammannhaus bezeichnet. Gemeinhin wird es auf den legendären Hofammann Hans Hollenstein zurückgeführt, der im 17. Jahrhundert der mit Abstand reichste Lustenauer gewesen ist. Außerdem ist der Name „Höferlis“ gebräuchlich, der auf einen Besitzerwechsel des 19. Jahrhunderts zurückgeht: 1819 erwarb Josef Anton Hofer das Haus. Zuletzt wurde das Haus von der Besitzerfamilie Hagen („Höferlis“), dem 2009 verstorbenen Ernst, seiner Schwester Mathilde und deren Sohn Otto bewohnt.
Ältestes Gebäude Lustenaus soll nicht verfallen
Das mit Abstand älteste historische Gebäude Lustenaus steht seit 1978 unter Denkmalschutz und befindet sich in einem Zustand, um dessen Erhalt gebangt werden muss. In einer Diskussionsveranstaltung der Marktgemeinde wurde deshalb das Interesse der Bevölkerung an seiner Geschichte und die Meinung zum Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes eingeholt. Die Besitzerfamilie, vertreten durch Anna Jenni, signalisierte, dass sie das Grundstück mit dem Gebäude gerne an die Gemeinde verkaufen würde, um so den Erhalt des kulturellen Erbes zu ermöglichen.
Neue, umfangreiche Expertisen zum Gebäude
Im Vorfeld hatte die Gemeinde Fachleute beauftragt, das Ammannhaus genau zu untersuchen. Bei der Veranstaltung wurden die Ergebnisse erstmals öffentlich präsentiert. Gemeindearchivar Dr. Wolfgang Scheffknecht lieferte in einem Referat überrraschende historische Details zum Ammannhaus. Dr. Klaus Pfeiffer, vom Labor für Dendrochronologie, gab Einblicke in die Entstehungszeit: „Die ältesten Bestandteile des ständig um- und angebauten Gebäudes lassen sich ungefähr ins Jahr 1452 (!) datieren. Es handelt sich dabei um Teile der Grundmauer.“
Wechselvolle Geschichte
Für die bauanalytische Untersuchung wurde das Haus von Architekt DI Raimund Rhomberg gänzlich geodätisch vermessen. Seine Expertise spiegelt eine jahrhundertelange Geschichte des Zu- und Umbaus wider: „Der Keller geht auf einen Zweiraumtypus mit Stube und Flurküche zurück. Dieses kleine Gebäude aus dem 15. Jahrhundert ist in den Obergeschossen abgegangen und wurde im 17. Jahrhundert mit Holz aus dem 16. Jahrhundert wiedererrichtet. Von diesem Bau hat sich das Wohngebäude (Stube/Kammer/Flurküche) im Erdgeschoss und Obergeschoss erhalten.
Der Stall dürfte schon damals an der Nordseite bestanden haben. Von diesem hat sich allerdings nichts mehr erhalten. Im 17. Jahrhundert wurde der Stall erweitert, neu errichtet und ein Jahrzehnt später das Haus um ein Geschoss erhöht, das Dach abgetragen und die Fassade teilweise mit den Zugläden dazu gestaltet. Dazu gehörte eine Erweiterung gegen Osten, die unter anderem als Schopf bezeichnet werden darf, aber durchaus für Wohnzwecke mit verwendet wurde.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Fassade mit Klebdächern und Rocaillenmalerei ausgestattet sowie die Fenstergruppe im Dachgeschoss erweitert, mit Zugläden versehen und das Gebäude rot gestrichen. Von dieser hat sich im 1. Dachgeschoss ein Rest erhalten. Das Sticklokal im Osten wurde erst im späten 19. Jahrhundert unter Abriss des östlich gelegenen Schopfes aus dem 17. Jahrhundert dazu errichtet. Das Gebäude wurde 1978 unter Denkmalschutz gestellt."
Positives Echo bei den BürgerInnen
Mag. Barbara Grabherr-Schneider vom Landeskonservatorat brachte zum Abschluss einige Beispiele von geglückten Restaurierungen im Lande vor, bevor die Meinung der Bevölkerung gefragt war. Die Resonanz zum Erhalt des Gebäudes war eindeutig positiv, man spürte förmlich die Emotionen, die das geschichtsvolle Haus bei vielen weckt. Man dürfe keine wichtige Zeit verstreichen lassen, damit das Haus für die Zukunft zu retten sei. Es gelte, den Bestand sofort zu sichern, meinten die vielen interessierten BürgerInnen.
Andere Überlegungen gingen in Richtung öffentlicher Nachnutzung des restaurierten Gebäudes, zB für ein Museum oder Veranstaltungen. Der verantwortliche Kulturreferent Daniel Steinhofer leitete den Abend, sein zufriedenes Resümee: „Es freut mich, dass die Diskussionsteilnehmer sich so deutlich für die Erhaltung des Amannhauses ausgesprochen haben. Lustenau ist arm an historischer Bausubstanz und deshalb gilt es, das Wenige zu erhalten. Für mich wäre es ideal, wenn die Erhaltung im Zusammenspiel der Gemeinde und ihrer BürgerInnen funktionieren könnte.“ Als nächsten Schritt wird die Gründung eines Trägervereins vorbereitet. Zudem werden die nötigen Maßnahmen zur Bestandssicherung des Hauses ergriffen.
Aufruf zur Mitwirkung!
Interessierte, die in passiver (Geld- und Sachleistungen) oder aktiver (Arbeitskraft, Organisation) Art die Erhaltung des Ammannhauses unterstützen möchten, sind eingeladen, sich im Kulturamt zu melden! Kontakt: Helmut Gassner, T 8181-306 oder kulturreferat@lustenau.at