News Gemeindegutshof Heidensand – Ein Ort, wo Menschen aufblühen 6. Juni 2016
Einst versorgte er arme Lustenauer Senioren und bot den Lustenauern Arbeitsplätze. Nach Jahrzehnten der Verpachtung wird der Gutshof Heidensand wieder dem Gemeinnutzen zugute kommen und Lustenauer Bürgern, Vereinen, Schulen und Kindergärten zur Verfügung stehen. Am Freitag wurde das Beschäftigungsprojekt „Soziale Landwirtschaft am Heidensand“ der Integra Vorarlberg feierlich eröffnet.
Partnerschaft mit Integra „Soziale Landwirtschaft“
Vor gut einem Jahr hat die Lustenauer Gemeindevertretung beschlossen, den Gutshof wieder für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Mit der Integra Vorarlberg wurde ein kompetenter Partner für die Instandsetzung und Bewirtschaftung des Hofes gefunden.
Durch das Integra- Beschäftigungsprojekt wurde die Anlage in den letzten Monaten wieder in Schuss gebracht, Felder neu bestellt, die Hallen instand gesetzt, gesäubert und für die Veranstaltungsreihe „Hofkultur“ als erste öffentliche Nutzung im heurigen Frühjahr präpariert.
Natur als Lehrmeister für den Menschen
Letzten Freitag feierte die Integra die offizielle Eröffnung der „Sozialen Landwirtschaft am Gemeindegutshof Heidensand“. Die beiden Integra-Geschäftsführer Stefan Koch und Robert Baljac präsentierten mit ihrem Team das Beschäftigungs- und Bildungsprojekt am Hof.
Am Heidensand erhalten Menschen unterschiedlichsten Alters und kulturellen Hintergrunds, zumeist mit einer körperlichen oder psychischen Einschränkung Zugang zu sinnvoller Beschäftigung mit einer Chance auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.
„Hier ist die Natur der Lehrmeister. Die Arbeit am Feld ist ein wohltuender Gegenpol zur technisierten Welt. Die Arbeit ist heilsam und steigert hier das Wohlbefinden der Menschen“, beschreibt Teamleiterin Birgit Sargant das Projekt.
Die Integra baut Gemüse und Kräuter an, die auch selber veredelt werden. Die zahlreichen Ehrengäste zeigten sich von der Idee und Umsetzung der „Sozialen Landwirtschaft“ am Gutshof Heidensand begeistert. Bei köstlicher Suppe aus der Integra-Küche und Ohrenschmaus des slowakischen Otto-Trios ließ man sich vom Regen jedenfalls nicht aus der Feierstimmung bringen.
Offen für verschiedene Projekte und Aktivitäten
Der Gutshof „Heidensand“ – zwischen dem „Alten Rhein“ in der Nähe der Schweizer Gemeinde Schmitter und dem Seelachen-Rheindamm gelegen – umfasst eine Fläche von ungefähr 30 Hektar überwiegend sehr fruchtbaren Bodens. Teile des Gutshofes sollen von der Bevölkerung durch verschiedene Aktivitäten wieder entdeckt und genutzt werden können.
„Uns ist wichtig, dass es gerade keine allzu strikten thematischen Vorgaben für den Heidensand gibt, betonen Bürgermeister Kurt Fischer und Wirtschaftsgemeinderat Patrick Wiedl: „Der Leitgedanke ist, einen möglichst offenen Begegnungsraum für alle Generationen zu schaffen, hier an diesem besonderen Ort beim Naturpark Alter Rhein.“
Ein interdisziplinäres Projektteam im Rathaus unter der Leitung von Manuel Müller (Wirtschaftsabteilung) wird die weitere Nutzung des Gutshofes konzipieren. Vorstellbar ist beispielsweise, dass Lustenauer Schüler im Rahmen des Unterrichts selber Hand an Acker und Hof legen, Imker Honig produzieren oder Vereine mit Beteiligung der Öffentlichkeit neue Anbaumethoden ausprobieren.
Erste Veranstaltungsreihe „Hofkultur“ war voller Erfolg
Bereits im Mai hat das Kulturreferat der Gemeinde mit der „Hofkultur“ ein breites Spektrum von kulturellen Angeboten, mit Lesungen, Konzerten, Freiland-Theater, Kino und Familienbrunch präsentiert.
„Der Anklang war enorm, wir haben mit dem unkonventionellen Konzept viele Menschen angesprochen“, freut sich Kulturgemeinderat Daniel Steinhofer über den erfolgreichen Auftakt der gemeinnützigen Verwendung über eine reine Landwirtschaft hinaus. „Eine Fortsetzung der „Hofkultur“ im nächsten Jahr wurde von vielen Besucherinnen und Besuchern angeregt“, so Kulturamtsleiterin Olivia Zischg.
Gutshof versorgte einst Lustenauer Senioren und bot Arbeitsplätze
Der Gutshof wurde in den 1920er-Jahren errichtet, als auch das sogenannte „Versorgungsheim“ an der Schützengartenstraße gebaut wurde. Die Gemeinde ließ damals große Flächen Auwald am Alten Rhein roden und urbar machen. Der neue Gutshof Heidensand versorgte die Heim-Bewohner mit Lebensmitteln, bot den Lustenauern Arbeitsplätze und sollte in der Art der Bewirtschaftung Vorbild für andere Höfe sein.
Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde die Landwirtschaft im Zeichen immer billiger werdender Lebensmittel und zunehmender Mechanisierung verpachtet. Die Gebäude und Grundflächen wurden in den folgenden Jahren genützt als Standort für einen Schweine-Mastbetrieb, als Lager- und Umschlagplatz für Christbäume, als Heulager und Reitanlage sowie als Anbaufläche für Futter-Mais etc.
23 Hektar werden von Lustenauer Landwirten bewirtschaftet
„Die großen zusammenhängenden Grün- und Ackerflächen haben hervorragende Bodeneigenschaften“, erläutert Bürgermeister Kurt Fischer. Für den Gemeinnutzen sind jetzt rund 7 Hektar Fläche bestimmt, für die restlichen 23 Hektar Flächen gibt es bestehende Pachtverträge.
Auf der großen Ackerfläche östlich des Gutshofes wird seit einigen Jahren vom Vetterhof Bio-Gemüse für mehr als tausend Haushalte und Betriebe in der Region angebaut. Die wöchentliche „Gemüsekiste“, die in über 700 Haushalte umweltfreundlich zugestellt wird, erfreut sich großer Beliebtheit. Die Obstanlage bewirtschaftet der Lustenauer Landwirt Werner Alge.
Vorstellungsvideo der INTEGRA
Mit sozialer Landwirtschaft bzw. Green Care sind Aktivitäten im Zusammenhang mit Pädagogik, Therapie, Beschäftigung, Training, Bildung und Betreuung und der sozialen Arbeit gemeint. Hier wachsen Soziales und Landwirtschaft zusammen und schaffen einen Mehrwert für die Gesellschaft. (Gutshof Heidensand bis Minute 4:42)