News Gemeinwesenarbeit in der Hannes-Grabher-Siedlung 11. Mai 2023
Mit ihrer Familie lebt Sandra Wohlgenannt in Dornbirn, beruflich „lebt“ sie seit Jahresbeginn für ihre neuen Aufgaben in Lustenau. Sandra, eine freudig strahlende junge Frau, begrüßt uns, als wir die Räumlichkeiten des ehemaligen Kindergartens in der Hannes-Grabher-Siedlung betreten. Dort hat sie ihr Büro, um für alle Bewohner:innen da zu sein, sie zu hören und bei der Umsetzung verschiedenster Anliegen zu helfen.
Früh erkannte Berufung
Schon früh erkannte Sandra ihre soziale Berufung. Nach der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW), absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Heim für Menschen mit Mehrfachbehinderungen in Frankreich. Dann startete sie ihre Ausbildung zur Sozialarbeiterin an der Fachhochschule Dornbirn. „Aber schon während meiner Schulzeit wurde mir klar, dass ich nicht nur mit Menschen arbeiten wollte, sondern auch tiefer in ihre Lebenswelten eintauchen möchte. Die verschiedensten Lebensentwürfe sind so vielfältig wie das Leben selbst, mit allen Höhen und Tiefen. Darin lag für mich immer eine unglaubliche Faszination“, erklärt Sandra ihren frühen Berufswunsch. Schon zwei Wochen nach Abschluss ihrer Ausbildung an der FH startete sie im Vorarlberger Kinderdorf durch, wo sie 16 Jahre lang in den verschiedensten Bereichen gearbeitet hat. Von der Prävention bis zur Krisenbewältigung. „Ich wollte mich beruflich dorthin bewegen, wo das wirkliche Leben spielt. Sozial- und Gemeinwesenarbeit ist an sich ein generalistischer Beruf, aber ich habe auch immer die Möglichkeit, schwerpunktmäßig bestimmte Themen zu bearbeiten“, erzählt sie weiter.
Beziehungsarbeit vor Ort
Kein Wunder, dass Sandra sich sofort mit voller Begeisterung in ihren Job vor Ort stürzte. „Die Siedlungsanalyse hat klar gezeigt, dass wir hier eine Vorortstruktur benötigen, jemanden, der sich kümmert und die Menschen auch dazu anleitet, selbst aktiv zu werden“, erklärt Eveline Mairer, Gemeinderätin für Gemeinwesen. Wir fragen Sandra, ob schon einige Bewohner:innen zu ihr ins Büro gekommen sind. „Ja, da sind bereits ein paar Menschen, die mich gefunden haben“, lacht sie. „Es ist aber auch so, dass ich bis heute permanent dran bin, an sämtlichen Haustüren zu klingeln, die Menschen kennenlerne und ihr Vertrauen gewinne. Beziehungsarbeit braucht natürlich seine Zeit. Umso mehr freuen mich die kleinen Erfolge. Da gibt es zum Beispiel eine Frau, die mir immer zuwinkt und sich freut, wenn ich hier bin“, erzählt Sandra. „In der Siedlung wohnen etwa 400 Menschen mit sehr vielen Kindern. Ein großes Ziel besteht darin, Bewohner:innen und ihr Engagement zu gewinnen, um Dinge selbst zu bewegen und sich um ein zufriedenstellendes Zusammenleben bemühen“, hofft die Gemeinderätin. Vielleicht ein Bewohner:innenrat? „Ja, in diese Richtung sollte das gehen. Das Bewusstsein schüren, dass hier etwas weiter geht und die Bewohner:innen auch selbst etwas bewirken können“, sagt Eveline Mairer.
Auch kleine Dinge bewirken etwas Großes
Welcher Weg führt zu diesem Ziel? „Der beginnt mit vermeintlichen Kleinigkeiten, wenn die Menschen sehen, dass sie selbst Gestaltungsmöglichkeiten haben. Ich weiß, dass hier aktive Bewohner:innen leben. Da gibt es zum Beispiel eine Frau, die Metallabfälle aus dem Plastikmüll sortiert. Solche Menschen können sehr gut vorangehen und Bewusstseinsbildung auch bei anderen auslösen“, erzählt Sandra.