News Großer Dank an Lustenaus Erdbebenhelfer:innen in der Türkei! 23. März 2023
Auch Hubert Vetter, ehemaliger Landesfeuerwehrinspektor und maßgeblich bei der Gründung von zwei internationalen Hilfs- und Rettungseinheiten (Support Unit Austria und Search and Rescue Unit Vorarlberg - SARUV) mitwirkend und Feuerwehrkommandant Jürgen Hämmerle besuchten das Rathaus, um Ergin und Jessica zu treffen.
Sofort einsatzbereit
Mit zwölf Jahren stand für Ergin Ergüven fest, dass er zur Lustenauer Feuerwehr will. Mittlerweile ist der verheiratete Familienvater von vier Kindern 28 Jahre dabei. Von der SARUV hatte er zuvor schon gehört, wirklich in Berührung mit der Hilfsorganisation kam er aber erst, als der Anruf am Montagnachmittag kam. „Ich wollte natürlich gleich bei diesem Rettungseinsatz in der Türkei dabei sein, aber dafür brauchst du auch den Rückhalt der Familie. Meine Frau meinte nur, sie könne diese Entscheidung nicht treffen, würde an meiner Stelle aber gehen. Und dann ging alles sehr schnell. Gegen 18:00 Uhr traf ich im Feuerwehrhaus Rankweil ein, wo wir ein kurzes Briefing und unsere Einsatzboxen erhielten. Nur wenige Stunden später saß ich im Flugzeug“, erzählt Ergin.
Ähnlich rasch erfolgte die Alarmierung bei Jessica Bily. Die 28 Jahre junge Frau arbeitet bei der Hilti (Schweiz) AG und kam über die Betriebsfeuerwehr und einen Freund zur Hilfsorganisation @fire. „Die Voralarmierung erfolgte am Montag, um etwa fünf Uhr morgens, und ich packte schon mal meine Sachen, startete aber ganz normal in den Arbeitsalltag. Als ich dann beruflich in Berneck war, kam um etwa 13:30 Uhr der Anruf mit der Frage, ob ich es bis 18:10 zum Flughafen Frankfurt schaffe und das schaffte ich“, erzählt die junge Frau grinsend.
SARUV und @fire als internationale Hilfsorganisationen
„Wir haben mit SARUV und @fire hinsichtlich internationaler Hilfseinsätze zwei spezialisierte Organisationen", erklärt Hubert Vetter, der selbst viele Jahre verantwortlich für den Katastrophenschutz Vorarlbergs war. „Schon vor vielen Jahren fragte ich mich, was wir als kleines Bundesland Vorarlberg bei internationalen Hilfseinsätzen beitragen könnten und es stellte sich heraus, dass wir mit kleinen und schnell verfügbaren Spezialeinheiten, die Kommunikationseinrichtungen und die nationalen Experten im Krisengebiet unterstützen konnten. Die SARUV besteht nicht nur aus Feuerwehr, sondern auch aus anderen Rettungs- und Hilfseinsatzgruppen. Damit die Hilfe koordiniert funktioniert, wurden Standards für die Einsätze und die jeweiligen Aufgaben festgelegt, wobei die lokalen und internationalen Einsatzleitungen eng miteinander vernetzt sind. Auch @fire ist ursprünglich als Privatinitiative einiger engagierter Feuerwehrkräfte mit dem Ziel entstanden, die Waldbrandbekämpfung im Mittelmeerraum zu unterstützen“, erzählt Huber Vetter. „Ja, erst später kam bei @fire die Trümmerrettung, zu der ich meine Ausbildungen gemacht habe und mein vorhandenes Gerätewissen einbringen konnte“, ergänzt Jessica.
Eindrücke und Erlebnisse aus der Türkei
„Wie können wir uns euren Einsatz im Katastrophengebiet und die Suche nach den Opfern vorstellen?“, fragt der Bürgermeister Jessica und Ergin. „Bei der Rettung des 15-jährigen Mädchens ist bei einem Hochhaus das dritte Stockwerk seitlich weggestürzt und nur ein Heizkörper hielt den lebensrettenden Abstand zu dem eingeschlossenen Mädchen. Suchhunde waren noch keine da, aber ein Ortungsteam hat bereits Klopfzeichen festgestellt und dann begannen wir mit der Bergung. Mit Schaufeln, Stemmeisen, Gerätschaft. Oder wir haben Ketten gebildet, um die Trümmer beiseite zu schaffen. Jeder Handgriff mit größter Vorsicht. Die Suchhunde und ihr Spürsinn waren enorm wichtig, aber auch Teleskopkameras wurden für die Suche nach verschütteten Opfern verwendet“, erzählen die beiden. „Wie verarbeitet man die Schadens- und Schreckensbilder?“, werden die zwei gefragt. „In diesen schweren Situationen sind die Kameradschaft und die positiven Bilder noch wichtiger, um negative Erlebnisse besser zu verarbeiten. Aber die spürbare Solidarität mit den Menschen vor Ort war für uns und die lokalen Hilfsgruppen der wichtigste Motivationsfaktor, niemals aufzugeben“, erzählen Jessica und Ergin. „Auch Ergins Sprachkenntnisse waren hierbei ein wichtiger Faktor. Sei es logistisch, um beispielsweise Nachschub aus dem Flughafen zu besorgen, organisatorisch oder um die Sorgen und Vermutungen der Menschen zu hören und gezielt bei der Suche nach verschütteten Opfern helfen zu können.“
„Unser großer Dank gilt euch und eurem Einsatz. Ihr seid außerdem wichtige Botschafter in euren Unternehmen und mein großer Dank gilt deshalb auch euren beiden Dienstgebern, der Hilti (Schweiz) AG und der Kral AG und dafür, dass diese eure freiwilligen Rettungseinsätze unterstützen“, bedankte sich Bürgermeister Fischer abschließend nochmals im Namen der Marktgemeinde Lustenau bei seinen Gästen.