News Hochwasserschutz ist unsere gemeinsame Aufgabe 2. September 2016

Hochwassertag 03 PK 02092016

Das Land Vorarlberg und die Marktgemeinde Lustenau binden die Bevölkerung offensiv in den Hochwasserschutz ein. Denn trotz aller verstärkter Schutzmaßnahmen gibt es keine absolute Sicherheit vor Hochwasser. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Hochwassertags am 11. September berichteten Bürgermeister Kurt Fischer, Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler und der neue Rheinbauleiter Mathias Speckle über die neuen Schutzmaßnahmen und Informationsoffensive. Kernaussage der Verantwortlichen: „Wir können den Schaden nur so gering wie möglich halten, indem wir gut vorbereitet sind". 

Lustenau stellt Hochwasserschutz in den Mittelpunkt

Hochwassertag 01 PK 02092016 Presskonferenz zum Hochwassertag: Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler, Bürgermeister Kurt Fischer und Rheinbauleiter Mathias Speckle

Im Hochwasserschutz gilt es, wachsam zu sein und den Notfallplan bei neuen Erkenntnissen und Erfahrungen ständig weiter zu entwickeln. Aufgrund der Erfahrung vor fünf Jahren, als Bürgermeister Kurt Fischer als Einsatzleiter zu einer Hochwasserübung gerufen wurde, hat Lustenau heute einen neu ausgearbeiteten Katastrophenschutzplan mit 13 Evakuierungsabschnitten. Diese helfen, eine mögliche Evakuierung Lustenaus logistisch zu meistern. Mittlerweile sind die Vorarlberger Rheingemeinden dabei, ihre Krisenpläne nach Lustenauer Vorbild zu überarbeiten und sich in einer gemeinsamen Strategie mit dem Land abzustimmen. 

Richtig informieren und vorbereitet sein

"Doch der beste Plan funktioniert nicht, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner eine Extremsituation nicht erkennen oder ernst nehmen", spricht der Bürgermeister eine Kernaufgabe im Hochwasserschutz an: Die richtige Vorsorge und die Hochwassergefahr im kollektiven Bewusstsein zu verankern. "Wir wollen weder Ängste schüren, noch die Bevölkerung in Sicherheit wiegen. Aber wir können unsere Bürgerinnen und Bürger nur schützen, wenn alle richtig und gut informiert sind. Das Zauberwort lautet: Vorbereitung. Denn sollte eine Evakuierung der Lustenauerinnen und Lustenauer als letztes Mittel zum Schutz von Leben und Gesundheit notwendig werden, müssen alle genau wissen, was zu tun ist. Nur so können es die Rettungskräfte schaffen, die Menschen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen". 

Rhesi schnellstmöglich umsetzen

Hochwasser_Reichsstr_Rheinstr Bricht der Rheindamm zwischen Meiningen und Hard, steht Lustenau unter Wasser. Bei einem HQ 300 herrscht im gesamten bewohnten Gebiet Lebensgefahr! (Fotomontage comm.ag)

Überflutungen wie sie die Menschen im Rheintal zum letzten Mal vor gut 100 Jahren erlebten, haben sich längst aus unserem kollektiven Gedächtnis geschlichen und an Schrecken verloren. Die Rheinregulierung brachte Sicherheit, der Rhein wurde für ein Hochwasser ausgebaut, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre stattfindet. "Es geht aber nicht um Theorie und Statistik. Hochwasser ist eine reale Gefahr, der wir uns immer bewusst sein müssen. Der Alpenrhein bleibt ein unberechenbarer Wildbach, schon morgen kann ein Hochwasser kommen, das größer als ein Jahrhunderthochwasser ist. Umso wichtiger ist es, dass die Sicherheit am Rhein weiter ausgebaut wird", pocht Bürgermeister Kurt Fischer auf eine rasche Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi. "Ich sehe es als unseren historischen Auftrag, das Bauwerk unserer Vorfahren auf den Stand der Technik des 21. Jahrhundert zu bringen.“ 

Jahrhundertprojekt Rhesi macht Rhein sicher

Internationale-Regierungskommission-Alpenrhein Land Vorarlberg und die Gemeinde Lustenau binden die Bevölkerung offensiv in den Hochwasserschutz mit ein. (Foto IRKA)

Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi steht für „Rhein, Erholung und Sicherheit“ und wird die Sicherheit am Rhein deutlich erhöhen. Jetzt ist der Alpenrhein für eine Abflussmenge von 3100 m³/s Wasser ausgebaut. Das entspricht einem 100-jährlichen Hochwasser. Mit Rhesi wird die Abflussmenge auf 4300 m³/s – jene eines 300-jährlichen Hochwassers - erhöht. Der Rhein erhält mehr Platz und kann im Bereich Lustenau ca. 40 % mehr Wasser als bislang führen: „Das wird den Unterschied ausmachen zwischen einer unvorstellbaren Katastrophe und einem Hochwasser, das zwar eindrucksvoll aber schadlos an uns vorbeifließt“, bringt es der neue Rheinbauleiter Mathias Speckle auf den Punkt. Landesrat Erich Schwärzler unterstreicht: "Noch bis Ende dieses Jahres sollen die Planungsvorgaben für das generelle Projekt fixiert werden. „Mir ist wichtig, dass das jetzt rasch vorangetrieben wird. Wir werden nicht alle Wünsche befriedigen können. Die Internationale Rheinregulierung ist derzeit auf einem guten Wege, den wir auch vom Land aus gut mittragen". 

Neuer Staatsvertrag zwischen Schweiz und Österreich

Der früheste Baubeginn von Rhesi ist aus heutiger Sicht im Jahr 2021 zu erwarten, die Bauzeit wird auf 20 Jahre geschätzt, die Kosten beziffern sich auf 600 Millionen Franken. Die Herausforderungen sind groß, denn die die gesetzlichen Vorgaben in Österreich und der Schweiz und verschiedene Interessen, die Sicherstellung der Trinkwasserversorgen, Verbesserung der Ökologie und der sparsame Umgang mit den Ressourcen müssen unter einen Hut gebracht werden. Rheinbauleiter Mathias Speckle: „Seit 2012 wurde in intensiver Planungsarbeit gemeinsam mit den Projektbeteiligten die Variantenuntersuchung fortgeführt. Mittlerweile konnte nun die Ausarbeitung des generellen Projekt gestartet werden, auch wenn noch nicht alle offenen Fragen geklärt sind. Ziel ist nun, die Projektunterlagen für den aktuellen Planstand mit Ende 2017 zu überarbeiten. Auf dieser Basis kann dann ein neuer Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz abgeschlossen werden, der die Voraussetzung für die Realisiserung von Rhesi ist.“ 

Hochwasserschutz in Vorarlberg wird laufend verbessert

"Wir arbeiten laufend an der Verbesserung der Hochwassersicherheit für Wohngebiete, Industrie- und Gewerbezonen sowie Verkehrswege und Infrastruktur entlang der Flüsse und Bäche, um das Schadensrisiko zu minimieren", betont Landesrat Erich Schwärzler. „Zu diesem Zweck wird intensiv an der weiteren Umsetzung des Aktionsprogrammes „Hochwasserschutz Vorarlberg“ gearbeitet. Rund 400 Hektar Siedlungs- und Wirtschaftsfläche sollen bis 2020 einen besseren Hochwasserschutz bekommen.“

Seit dem Jahrhunderthochwasser 2005 wird in Vorarlberg konsequent die Strategie des Integralen Hochwasserschutzes verfolgt. Dazu gehören Vorsorge in der Raumplanung, private und betriebliche Vorsorge durch Objektschutzmaßnahmen, Ausbau der Gewässer sowie Katastrophenschutz. Insgesamt kann dadurch das Risiko von Überflutungen wesentlich herabgesetzt werden. „In allen Bereichen des Integralen Hochwasserschutzes ist in den letzten Jahren sehr viel geschehen. Die Verordnung der Blauzone Rheintal war ein Meilenstein der räumlichen Vorsorge. Die Gefahrenzonenpläne sind eine wichtige Grundlage bei der Flächenwidmung der Gemeinden. Die private und betriebliche Vorsorge ist ein wichtiges Thema im Bereich der Beratung des Landesfeuerwehrverbandes. Dazu wurde zuletzt in Zusammenarbeit mit den Versicherungen eine eigene Stelle geschaffen“, berichtet der Sicherheitslandesrat. Die Vorarlberger Städte, Gemeinden und Wasserverbände haben mit Unterstützung durch die Abteilung Wasserwirtschaft im Amt der Landesregierung und die Wildbachverbauung seit dem Hochwasser 2005 in Summe 321 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Allein im laufenden Jahr 2016 sind Investitionen von rund 33 Millionen Euro vorgesehen.

Neues Projekt „Katastrophenbekämpfung Rheinhochwasser“

Im Juni 2015 hat die Vorarlberger Landesregierung auf Lustenauer Initiative das Projekt „Katastrophenbekämpfung Rheinhochwasser“ gestartet. Seither arbeitet ein Projektteam mit Vertretern des Landes, der Rheingemeinden und der Bezirkshauptmannschaften mit Unterstützung des Sicherheitsplanungsbüros Securplan an der Ausarbeitung einer abgestimmten Katastrophenschutzplanung und Kommunikationsstrategie. Neben der Implementierung der Katastrophenschutzpläne und dem Training der Sicherheitsverantwortlichen wird ein einheitliches Informationskonzept „Hochwasser“ für die Rheintalgemeinden ausgearbeitet. „Mit der neuen Broschüre der Marktgemeinde Lustenau ‚Sicher sein bei Hochwasser!‘ erhält die Bevölkerung wichtige Informationen für die Vorsorge und für das richtige Verhalten im Notfall. Ich danke weiters allen Sicherheitsverantwortlichen sowie Hilfs-, Rettungs- und Einsatzkräften für ihre engagierten Leistungen im Dienste von Schutz und Sicherheit der Bevölkerung“, so Landesrat Erich Schwärzler abschließend.