News Jung zugezogen und ein ganzes Leben in Lustenau verbracht 30. Juni 2021

Markt_der_Kulturen

Lustenaus Bevölkerung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Dabei ist auch die Zahl der älteren Menschen in den letzten Jahren stark gestiegen. Doch wer sind diese älteren Menschen und woher kommen sie?

August Gächter Soziologe und Migrationsforscher August Gächter

„Derzeit leben rund 1900 Menschen in Lustenau, die vor 1945 auf die Welt gekommen sind. Knapp ein Drittel davon wurde nicht in Vorarlberg geboren. Viele sind aus anderen Bundesländern Österreichs wie beispielsweise Kärnten oder der Steiermark zugezogen. Bemerkenswert ist aber, dass Menschen, die vor dem Ende des zweiten Weltkriegs auf die Welt gekommen sind und nicht in Österreich geboren wurden, aus über 27 verschiedenen Staaten nach Lustenau gekommen sind“ berichtet August Gächter, Sozialwissenschaftler vom Zentrum für soziale Innovation in Wien.

Foto 1 GH Löwen Für das Gasthaus Löwen suchte die damalige Wirtin Teresia Alge „1 weibliche Kraft für Küchen u. Zimmerhilfe … wenn möglich (mit) Deutscher Sprache.“ „Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 45-50 Std. … mit täglich 2 Sdt. Freizeit“. Im Jahr 1964.

Besonders viele Menschen sind aus dem deutschsprachigen Raum zugezogen, aber auch aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien stammen viele ältere Menschen, die nun in Lustenau leben. Zwei Drittel der aus dem Ausland zugezogenen Menschen sind Frauen. Die Gründe dafür seien zum einen die höhere Lebenserwartung der Frauen und zum anderen auch der Wunsch im Alter bei der Familie zu bleiben, während die Männer öfters als die Frauen zurück ins Heimatland ziehen würden, wie August Gächter darlegt.

Personen mit Migrationshintergrund die ihren Lebensabend in Lustenau verbringen und pflegebedürftig werden, werden fast ausschließlich zu Hause betreut. Nur etwa drei Prozent werden in den Lustenauer Pflegeheimen untergebracht. Warum ist das so? „Dafür gibt es verschiedenste Gründe“, führt Dragana Balinovic von der Fachstelle Zusammen.Leben der Marktgemeinde aus. „Aus Erfahrung berichtend, kann erwähnt werden, dass der Verlust der erworbenen Zweitsprache im Alter und die damit einhergehende Angst, sich nicht verständigen zu können und somit nicht in der Lage zu sein, die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren, ein Grund dafür sein kann, warum Personen mit Migrationshintergrund zu Hause gepflegt werden.“

Lustenauer Nachbarschaftsbuch

Foto 3 Nachbarschaftsbuch Brückenbauer: Das Lustenauer Nachbarschaftsbuch

Migration und damit verbunden das Ankommen in einer neuen Nachbarschaft ist ein großes Thema der Initiative „LE.NA, Lebendige Nachbarschaft“: „Eine lebendige Nachbarschaft gibt uns das Gefühl, nicht alleine zu sein und stärkt in uns das Zugehörigkeitsgefühl“, wissen die Initiatorinnen von „LE.NA“ und zeigen auf, wie sich Nachbarschaften als Gemeinschaft einfacher vernetzen und im Lebensalltag unterstützen können. „Kommunikation ist mehr als aneinander gereihte Wörter. Das Lustenauer Nachbarschaftsbuch lädt zu zehn Begegnungen in der unmittelbaren Nachbarschaft ein. Bis 1. September kann das ausgefüllte Nachbarschaftsbuch bei der Fachstelle Zusammen.Leben der Gemeinde abgegeben werden. Bei günstigen Corona-Bedingungen bekommen die Nachbarinnen und Nachbarn von der Gemeinde einen Nachbarschaftsbrezel zugestellt.“

Lustenauer Nachbarschaftsbuch

Beim Gemeindeamt, der Servicestelle für Betreuung und Pflege, dem Verein ATIB, in der Bibliothek und den Pfarrbüros erhältlich.

Gemeindeamt, Rathausstraße 1
Servicestelle für Betreuung und Pflege, Schützengartenstraße 10a
Bibliothek Lustenau, Pontenstraße 20
Pfarrbüro Hasenfeld, Pestalozziweg 3
Pfarrbüro Kirchdorf, Pfarrweg 5
Pfarrbüro Rheindorf, Maria-Theresien-Straße 85
ATIB Lustenau - Hacı Bayram, Tavernhofstraße 17a

Infos unter www.lustenau.at/zusammenleben und www.caritas-vorarlberg.at/lena