News LUSCHNOU HEBT ZÄMMO 29. April 2021

Kurt Rene Clemens

Liebe Lustenauerinnen und Lustenauer!

Seit einigen Wochen bereitet uns die Entwicklung der Coronazahlen bei uns in Lustenau wieder große Sorge. Hatten wir am Josefitag, am 19. März 2021, noch eine 7-Tage-Inzidenz von 17 – das heißt, in sieben Tagen wurden uns nur vier neue Fälle gemeldet -, so ist dieser wichtige Indikator der Pandemieentwicklung jetzt in kurzer Zeit auf das über 20fache gestiegen. Vor allem die starken Zuwächse in der vergangenen Woche – und alarmierende Daten aus der Auswertung unseres Abwassers – haben das Land Vorarlberg veranlasst, auch bei uns in Lustenau verschärfte Maßnahmen zu verordnen. Am Sonntagnachmittag habe ich von der Gesundheitslandesrätin erfahren, dass diese schon am Dienstag, 27. April, im 0.00 Uhr in Kraft treten sollen.

Als wir uns am Montagfrüh zu einer Sitzung unseres Lustenauer Krisenstabs trafen, wussten wir, dass es ein langer und in vieler Hinsicht äußerst herausfordernder Arbeitstag werden würde. Während im Landhaus noch an der Verordnung für den Bregenzerwald und Lustenau gearbeitet wurde, mussten wir unter hohem Zeitdruck ein erweitertes Testangebot für die kommenden Tage organisieren. Unser Kommandant der Sicherheitswache, René Schreiber, und der Leiter der Abteilung Gesundheit, Markus Rusch, koordinieren das Testangebot bei uns in Lustenau und haben gemeinsam mit einem bewährten Team auch diese Herausforderung gemeistert. Ich danke meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die seit den ersten Massentests im Dezember im Testteam mitarbeiten und auch den vielen Freiwilligen von unserem Lustenauer Roten Kreuz und der Feuerwehr. Danke auch den Freiwilligen aus der Bevölkerung, die uns helfen, den erhöhten Testbedarf zu bewältigen. Und natürlich auch einen Dank an alle, die das Testangebot nützen, auch zur Freude unserer Gastronomiebetriebe.

Wenn eine Maßnahme buchstäblich über Nacht eingeführt wird, dann wirft das nicht nur bei uns im Krisenstab und vor allem in unserer Krisenkommunikation viele Fragen auf. Es tut mir leid, dass wir nicht genügend Zeit hatten, diese weitreichenden Maßnahmen rechtzeitig zu kommunizieren. Auch wir haben erst am späten Montagabend die entsprechende Verordnung erhalten – und am Dienstagmorgen galt es schon, das Gebiet zu beschildern und das erweiterte Testangebot zu starten. Das Medieninteresse war ungefähr so groß wie der Unmut vieler Bürgerinnen und Bürger. In dieser kritischen Situation hat sich der Wesensunterschied zwischen einer Haltung des »Kommentierens« und des »Kooperierens« deutlich gezeigt. Ich danke all jenen, die das gemeinsame Ziel, den erfolgreichen Kampf gegen diese heimtückische Pandemie, in den Vordergrund gestellt haben, bei aller berechtigten Kritik am Krisenmanagement auf allen Ebenen. Ich weiß – und wir spüren das nach über 13 Monaten auch bei uns im Krisenstab – die Coronakrise macht uns müde, Pandemiemüdigkeit ist mehr als eine der vielen neuen Wortschöpfungen, die uns Corona beschert. Was besonders ermüdet, ist das ständige Auf und Zu, die Achterbahn der Coronamaßnahmen, die unser Alltagsleben einschränken und belasten.

Aber wenn wir nach dieser dritten Welle wirklich einen entscheidenden Schritt in Richtung Normalität schaffen wollen, dann braucht es neben der möglichst schnellen Umsetzung der Impfstrategie auch Ausdauer und Disziplin bei den immer noch wichtigen Schutzmaßnahmen.

Liebe Lustenauerinnen und Lustenauer, ich bin sicher, dass wir mit einer gemeinsamen Anstrengung die Zahl der Infektionen schnell wieder reduzieren können. In Lustenau sind die Zahlen, wie schon bei der zweiten Welle im Spätherbst 2020, schneller als in vielen anderen Gemeinden angestiegen. Wir haben bei weitem nicht die höchste 7-Tage-Inzidenz aller Gemeinden, aber wir sind die größte Gemeinde mit einer so hohen Inzidenz. Deshalb hat das Land mit den verschärften Maßnahmen in einem großen, stark frequentierten Gebiet unserer Gemeinde ein für uns alle sehr spezielles Kapitel der Lustenauer Coronageschichte geschrieben. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die hohen Fallzahlen und die weitere Ausbreitung des Virus, in der hochansteckenden B1.1.7 Variante, deutlich zu reduzieren. Wenn uns das gelingt, dann sollten wir weniger Energie ins »Nôôchijassa« investieren, als in unser gemeinsames Ziel, diese Pandemie endgültig zu überwinden. Wir alle brauchen einen möglichst normalen Sommer, vor allem auch unsere Kinder und Jugendlichen. Und sie sollten im Herbst mit ihren Pädagoginnen und Pädagogen endlich wieder unbeschwert in ein Schuljahr starten können, das nicht mehr von dieser Pandemie überschattet ist.

Deshalb bitte ich euch alle, im Namen aller Verantwortlichen in unserer Gemeinde, mit uns gemeinsam auf den letzten Kilometer dieses Marathons alle positiven Kräfte zu mobilisieren. Wo sind wir auf diesem so herausfordernden und ermüdenden Langstreckenlauf? Auf den letzten Metern? Ich fürchte, so weit sind wir noch nicht. Aber ungefähr bei Kilometer 35. Das Ziel ist nicht mehr weit, aber der Weg dorthin wird uns noch stark fordern. Und wenn wir es eines Tages geschafft haben, dann sollten wir die Menschen nicht vergessen, die auf diesem langen Weg durch die Coronakrise psychisch, physisch und wirtschaftlich gelitten haben – und auch die Menschen, die ihr Leben durch dieses heimtückische Virus verloren haben – 21 sind es bisher bei uns in Lustenau.

Gehen wir gemeinsam auf den Schlussabschnitt, motiviert, bestärkt und inspiriert durch das »Luschnouar Zoubrsprüchli«: »Hô bei Gott, ma richt’s«.

Euer Bürgermeister

Kurt Fischer