News „Keine Zementierung des Status quo!“ Lustenau fordert Gesamtlösung für Verkehrsverbindung in die Schweiz 21. Dezember 2022
In der Gemeindevertretungssitzung am 15.12. berichtete Bürgermeister Kurt Fischer aus aktuellem Anlass über die Variantenstudie für die Verkehrsverbindung zwischen Lustenau und Au. Kürzlich tagte dazu die fachliche Begleitgruppe des Planungsprozesses im Lustenauer Rathaus. „Wie befürchtet, läuft es auf der Suche nach einer Bestvariante auf eine konventionelle Brückenlösung hinaus. Unsere Haltung zu diesem Szenario ist sonnenklar: Wir lehnen eine Zementierung des Status quo mit der damit verbundenen unerträglichen Verkehrsbelastung kategorisch ab“, rief der Bürgermeister das höchste Gremium der Gemeinde auf, im engen Schulterschluss für eine Gesamtlösung einzutreten. Ein gemeinsames Positionspapier aus Lustenau soll bis zum 13. Jänner in den Planungsprozess eingebracht werden.
Die 65 Jahre alte Rheinbrücke zwischen Lustenau und Au ist am Ende ihrer Nutzungsdauer und muss ersetzt werden. Im Februar 2021 haben das Land Vorarlberg und der Kanton St. Gallen die Planung für den Neubau eingeleitet und die Variantenstudie in Auftrag gegeben. Nun wurden vier Varianten zur vertiefenden Prüfung ausgewählt: drei Varianten mit neuen Brücken und, wie von Lustenau vehement gefordert, auch eine Tunnelvariante. Keine der drei Brücken-Varianten ist in der vorliegenden Version für Lustenau akzeptabel. In der sich abzeichnenden Bestvariante, etwa 100 Meter nördlich, würde die Brücke direkt an das Brunnenfeld Blumenau im Rheinvorland anschließen. „Im Zuge von Rhesi ist Lustenau mutig und entschlossen die notwendige Verlegung der Trinkwasserbrunnen angegangen. Lustenau ist startklar. Wir werden nicht akzeptieren, dass eine internationale Schwerverkehrsroute noch weiter zu unserem zukünftigen Trinkwasserschutzgebiet rückt“, hält Bürgermeister Kurt Fischer fest.
Verbindliche Gesamtlösung
Derzeit sind im Rheintal drei Verkehrs-Infrastrukturprojekte auf dem Weg für Zukunftslösungen im grenzüberschreitenden Verkehr: die Evaluierung der CP-Variante als Alternative zur S18, die Netzstrategie Raum Diepoldsau, Hohenems, Altach, Mäder, Kriessern (DHAMK) und der Brückenersatz zwischen Lustenau und Au. „Die neue Verbindung muss Teil einer Gesamtlösung sein und in die Evaluierung der CP-Variante sowie in die Netzstrategie DHAMK einbezogen werden. Wir haben uns klar positioniert: Eine Zementierung des Status quo, das heißt eine reine Brückenlösung, lehnen wir kategorisch ab“, macht Bürgermeister Kurt Fischer klar und fordert für die Zukunft eine kleiner dimensionierte Brücke: „Die Kapazität für den LKW-Transitverkehr und den Autoverkehr muss im Rahmen einer Gesamtlösung auf ein verträgliches Maß reduziert werden. Gleichzeitig ist klar: Die öffentlichen Verkehrsmittel müssen ausgebaut und eine bessere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger zur Verfügung gestellt werden. Letzteres haben wir auf Gemeindeebene gemeinsam mit unserer Schweizer Nachbarin Au mit der neuen Fahrradbrücke in Angriff genommen“, untermauert der Bürgermeister.
Überlasteter Grenzübergang
Mit durchschnittlich 14.500 Fahrzeugen ist die Grenzbrücke zwischen Lustenau und Au die meist frequentierte Verbindung zwischen Österreich und der Schweiz. Weit über 1000 LKW passieren hier täglich die Grenze, einer der Hauptgründe für die große Verkehrsbelastung, unter der die Bevölkerung leidet.
Lange Geschichte
Die Rheinbrücke Lustenau-Au wurde 1957 eröffnet und ersetzte die zwei ursprünglichen Holzbrücken Unterfahr und Oberfahr. Sie war schon vor dem Bau höchst umstritten, die Gemeinden Lustenau und Au kämpften für den Erhalt der zwei Brücken und fürchteten, dass durch die neue leistungsfähige Großbrücke zukünftig auch internationaler Fernverkehr durch die Wohngebiete der Gemeinden rollt: „Es wäre ein Fehlgriff, den gesamten Verkehr nur auf ein einziges großes Tragwerk konzentrieren zu wollen. Außerdem bedanken sich die beiden Gemeindevertretungen von Au und Lustenau bestens für die Aussicht, die durch überschwere Rheinbrücke nach dem Projekt der GRK (Anm.: Gemeinsame Rheinkommission) den künftigen Fernverkehr zu erhalten“, warnten Lustenau und Au eindringlich vor den möglichen Folgen dieser verkehrspolitischen Fehlentscheidung. Trotz einstimmiger Gemeindevertretungsbeschlüsse in beiden Gemeinden gegen das Brückenprojekt, wurde dieses realisiert, mit Folgen einer Verkehrsbelastung, die sich die Verantwortlichen damals nicht vorstellen konnten. Wie Zeitungsberichten zu entnehmen ist, kritisierte auch die Bevölkerung die Pläne für den Brückenneubau. „Damals leider vergeblich“, wie Bürgermeister Kurt Fischer berichtete. „Heute müssen wir hellwach sein, dass sich die Geschichte nicht reimt. Wir sind für zukünftige Generationen in einer historischen Verantwortung“, ruft der Bürgermeister die Fraktionen in Lustenau zu einem geschlossenen Vorgehen auf. „Mit dem bewährten Team aus dem räumlichen Entwicklungsplan werden wir Lustenau im weiteren Verlauf des Planungsprozesses klar und entschlossen positionieren!“