News Lustenauer:innen fahren Rad: Familie König 15. Juni 2015
Bei Familie König leben 3 Generationen unter einem Dach: Ingrid und Robert, Tochter Jasmine mit Erdal und deren Tochter Elif. In einem sind sie sich einig: Das Leben ohne Auto ist ein Genuss!
Wie ist es dazu gekommen, dass ihr vor 26 Jahren euer Auto verkauft habt?
Robert König
Schon Mitte der 70er Jahre, während der Ölkrise, wurde klar, dass die Ressourcen begrenzt sind, dass es nicht so weiter gehen kann und der knappe Rohstoff zu Kriegen führt. Hinzu kommt die Umweltschädlichkeit.
Es hat sich für uns dann immer mehr der Wunsch entwickelt, da nicht mehr mitzumachen, kein Teil mehr von diesem System zu sein. Man kann beobachten, wie dem Auto alles untergeordnet wird: plötzlich braucht man zwei Parkplätze vor dem Haus, ein Carport wird gebaut, alles dreht sich ums Auto.
Wie haben sich euer Alltag und eure Mobilität nach dieser Entscheidung gestaltet?
Ingrid König
Ich bin ja immer schon lieber mit Rad und Bus gefahren, das Auto hat mich nie angesprochen. Aber heute ist alles bedeutend einfacher: Die Busverbindungen sind gut, es gibt das Jahresticket um 365 Euro und man kommt auch am Abend wieder gut nach Hause.
Zu Beginn der 90er hat das noch anders ausgeschaut: Es gab zwar schon Car-Sharing und in Lustenau stand ein Auto beim Kronen-Areal, man musste aber für die Reservierung nach Wien telefonieren und so erfragen, ob das Auto zum Ausleihen bereitsteht. Ein paar Mal ist es uns passiert, dass wir dann vor dem leeren Parkplatz gestanden sind – in Wien lässt sich schwer kontrollieren, ob das Auto auch tatsächlich wieder zurückgebracht wurde.
Robert König
Ich konnte aus der alten Garage ein Atelier und meinen Arbeitsplatz einrichten. Ich habe dann durch Zufall immer wieder Leute kennen gelernt, die sich auch für sanfte Mobilität entschieden haben. Das war gut, weil damals fühlten wir uns schon ein bisschen als Exoten....
Was ist euer Fazit, wenn ihr jetzt zurück blickt?
Ingrid König
Für mich war der Autoverkauf eine richtige Befreiung! Ich fühle mich überhaupt nicht eingeschränkt, im Gegenteil – eigentlich viel unabhängiger. Wenn ich auf dem Radweg an den sich stauenden Autos Richtung Messepark vorbei fahre, kann ich innerlich nur den Kopf schütteln.
Robert König
Am Anfang haben wir immer das Geld, das uns das Auto gekostet hätte, zur Seite gelegt und sind damit in den Urlaub gefahren. Aber irgendwann haben wir damit aufgehört, sonst wären wir heute noch im Urlaub...
Ingrid König
...und jedes Mal, wenn wir wieder 1000 km geradelt sind, sind wir essen gegangen. Wir haben uns in der Anfangszeit kleine Rituale geschaffen. Heute machen wir das natürlich nicht mehr...
Wie war es für dich Jasmine, ohne Auto aufzuwachsen?
Jasmine König
Meine Eltern haben ihre Idee, das Auto zu verkaufen, damals mit uns Kindern thematisiert, aber es war natürlich ihre Entscheidung. Ich habe auch nie ein Auto gehabt – zuerst habe ich lange in Wien gelebt, da merkt man ja gar nicht, dass man kein Auto hat. Aber auch jetzt, hier in Lustenau, fehlt mir nichts.
Ein Auto wäre eine Belastung, es ist mir zu hektisch und stressig im Verkehr. Für mich bedeutet das Rad Freiheit und Schnelligkeit. Man ist so flink und der Fahrtwind weht einem um die Nase, das mag ich!
Wie beurteilt ihr die Radsituation in Lustenau?
Robert König
Heute sind jedenfalls die Straßen besser, früher gab es überall „Flick“. Der Rhein-Radweg mit der Verbindung Hohenems – Lustenau – Hard – Fußach ist ein Gewinn! Das problematischste für mich sind die parkenden Autos am Straßenrand – die Gefahr, dass plötzlich eine Türe aufgeht ist groß. Schwierig ist auch die Situation im Kreisverkehr – da wird einem wirklich oft der Weg abgeschnitten und der Vorrang genommen.
Ingrid König
Ich beobachte, dass die Kinder mehr und mehr herum gefahren werden, vor allem auch für kurze Wege. Für mich stimmt das Verhältnis zwischen Auto und Fahrrad im Gesamtverkehr nicht mehr. Es wäre so einfach, aber meine Prognose ist eher negativ. Aber wir sind keine Bekehrer – wir sind einfach zufrieden, dass wir uns für diese Lebensart entschieden haben!