News Lustenauer:innen fahren Rad: „Regen hält uns nicht vom Radeln ab!“ 29. Juni 2015
Das Lustenauer Mobilitätsduo aus Verwaltung und Politik im Interview: Mag. Michael Schulz, bei der Gemeinde zuständig für Energie, Mobilität und Klimaschutz Dietmar Haller, Gemeinderat für Mobilität und Öffentlichen Verkehr.
Ihr habt beide beruflich mit sanfter Mobilität, Radfahren und Klimaschutz zu tun – wie wirkt sich das auf die Wahl des Verkehrsmittels im Alltag aus?
Dietmar Haller: Ich fahre seit 2008 ohne Auto zu meinem Arbeitsplatz in Feldkirch. Per Rad geht es nach Hohenems, dort steige ich auf den Zug um und die letzten 800 Meter zum Büro gehe ich zu Fuß. Dafür brauche ich 55 Minuten in eine Richtung – Zeit, die ich sehr gerne nutze um mich auf Meetings vorzubereiten oder die Nachrichten zu lesen. In Lustenau erledige ich 98% aller Wege mit dem Fahrrad und seit 7 Jahren fahre ich auch mit Rad und Zug in den Urlaub – ein unglaublicher Erholungswert!
Michael Schulz: Ich wohne in Altach und fahre täglich mit dem E-Bike auf die Gemeinde in Lustenau. Mittlerweile ist das gar kein Thema mehr – ich bin genau so schnell wie mit dem Auto. Mit dem E-Bike sind einfach weitere Strecken möglich, ohne dass man verschwitzt ankommt. Das ist mir wichtig, denn ich fahre auch auf Arbeitsbesprechungen nach Dornbirn oder Bregenz mit dem Rad. Inklusive Freizeit-Radeln komme ich so auf ca. 6000 Kilometer pro Jahr.
Worin liegen für euch die Vorteile bei der Entscheidung für das Fahrrad?
Dietmar Haller: Radeln begeistert mich einfach. Schon in der Familie ist man immer geradelt, eigentlich seit den 70-er Jahren, wobei damals Radfahren nicht sehr im Trend lag. Früher bin ich auch Rennrad-Rennen gefahren. Es ist einfach gut für die Seele, es ist ein sozialer Kontakt mit den Mitmenschen möglich, man grüßt sich. Ein weiterer Vorteil ist sicher, dass man direkt vor jedes Geschäft fahren kann und kein Parkplatz-Problem hat.
Michael Schulz: Für mich ist der tägliche Arbeitsweg nach Lustenau ein Genuss, besonders frühmorgens. In Vorarlberg sind – im Gegensatz zu Oberösterreich, wo ich herkomme – die Radwege wirklich toll. Es geht dabei um durchgehende Verbindungen, schnelle Routen, eine entsprechende Beschilderung. Mir persönlich ist es ganz wichtig, abseits vom Verkehr zu radeln – dafür nehme ich auch Umwege in Kauf.
Ihr radelt beide ganzjährig – wie geht ihr mit widrigen Wetterumständen um?
Michael Schulz: Im Winter ist es eine Ausrüstungsfrage. Ich habe Spikes auf den Reifen, entsprechende Kleidung, eine Kapuzenmaske gegen die Kälte. Schwierig ist nicht einmal, wenn es frischen Schnee hat, sondern eher, wenn man den Untergrund nicht sieht und Gefahr läuft, in vereiste Spurrinnen zu geraten.
Dietmar Haller: Das interessante ist, wenn man jeden Tag radelt, merkt man, dass es gar nicht so oft richtig fest oder lange regnet. Man findet einen Weg, wenn man will – einmal bin ich sogar auf den Stickerball geradelt... Seit ich soviel draußen und in Bewegung bin, ist mein Immunsystem viel besser und ich bin weniger krank.
Wie könnte der Radanteil im Verkehr in Lustenau noch erhöht werden?
Dietmar Haller: Es geht ganz viel um Vorbildwirkung und mediale Unterstützung für das Thema. Es ist außerdem wichtig, dass es eine gute Infrastruktur hat und die Radwege und Straßen gepflegt sind. Auch entsprechende Abstellmöglichkeiten sind entscheidend. In Lustenau gibt es einen Radanteil von 22 % - das ist gut, kann aber noch viel besser sein!
Michael Schulz: Ich glaube, dass Radfahren wieder stärker im Trend ist. Mit den E-Bikes wurde vor allem im Freizeitverkehr eine ganz neue Zielgruppe erschlossen. Im Alltagsverkehr ist eine grundsätzliche Wertschätzung gegenüber den RadlerInnen notwendig. Gemeinde, Betriebe und Schulen müssen ganz aktiv dahinter sein. In Lustenau ist der jährliche Fahrradwettbewerb ein Highlight, die Jahreskarte des Verbundes wird extra gefördert und die Gemeinde refundiert Kilometergeld, wenn man das Rad auch für Dienstfahrten verwendet. Ich denke, dass wir damit auf einem guten Weg sind!