News Malerei zwischen Figuration und Abstraktion 22. Februar 2024
Mit dem 1993 in Istanbul geborenen, in Düsseldorf lebenden und arbeitenden Murat Önen, präsentiert die erste Ausstellung des Jahres im DOCK 20 einen Künstler, der sein noch junges Werk in den letzten Jahren zu einer der komplexesten malerischen Positionen mit internationaler Strahlkraft entwickelt hat. Die Schau „so gut ich kann“ versammelt eine Auswahl neuer Gemälde, die sich entlang der Grenzen von Figuration und Abstraktion bewegen und sich mit Grundfragen der Malerei befassen. Murat Önens Bildsprache zeichnet sich durch ihren ganz eigenen Stil und ihren hohen Wiedererkennungswert aus. Charakteristisch für seine Werke sind die sogenannten „Piles“, als Haufen, Stapel oder Klumpen von ineinander verschlungenen, zumeist männlichen, nackten Körpern und Figuren.
Subkultur und Clubszene
Murat Önen, dessen Talent früh erkannt wurde, hat sein Kunststudium als klassische Ausbildung in Istanbul begonnen. Mit 19 Jahren wechselt er an die Dresdner Hochschule für Bildende Künste in die Klasse des aus der DDR ausgewanderten Malers Ralf Kerbach. In dieser, seine Persönlichkeit und Malerei stark prägenden Zeit, beginnen seine malerische Selbstbefragung und ein stilistischer Wandel. Zwischen der Auseinandersetzung mit der Figur, die das mechanistische, noch aus der Kunst des ehemaligen Ostblocks überlieferte Menschenbild reflektiert und der Begegnung mit Subkultur und der Clubszene, inszeniert der Künstler seine Figuren als kollektive Körper in rhythmischen Räumen wie Technoclubs oder leeren Industrieräumen.
Mit dem Umzug an die Kunstakademie Düsseldorf 2018, wo er im vergangenen Jahr sein Diplom machte, emanzipiert sich Murat Önens Malerei allmählich von realen Räumen und Ereignissen und wird offener. Körper verschmelzen, lösen sich in der Farbe von ungegenständlichen Bildräumen auf und in der zunehmenden Abstraktion werden innere Prozesse und das Wahrnehmen zwischenmenschlicher Beziehungen thematisiert. Mit seiner Vorliebe für die alten Meister kreuzt der Maler Elemente aus der Kunstgeschichte mit wirklichen und imaginären Situationen, mit persönlichen Begebenheiten und seiner eigenen, queeren Identität und bricht gleichzeitig mit etablierten Formeln der Malerei.
Vielschichtig
Ins Hier und Jetzt geholt, zeugen Übermalungen und Schichtungen von der suchenden, prozesshaften Entstehung der Werke. Vielschichtig sind die Gemälde auch in Bezug auf die in ihnen verhandelten privaten und gesellschaftlichen Themenkomplexe wie Herkunft, Zusammengehörigkeit und Sexualität, Ideen von Männlichkeit, Isolation und Einsamkeit, Erotik, Gewalt und Humor. Dabei dominiert von Beginn an das omnipräsente Motiv des männlichen Körpers die Malerei von Murat Önen. Seine Reihe der mit „Piles“ betitelten Figurenklumpen oszilliert zwischen dem modularen Umgang mit dem Körper und seinem malerischen Aufgehen in der Fläche. In den zuletzt eigens entwickelten, collageartigen Ausstellungsdisplays konfrontiert der Künstler klassische Salonhängung und post-digitale Bilderflut, wenn die Werke, jedes autonom für sich stehend und im Verhältnis zueinander, einer künstlerischen Dramaturgie gehorchen.
Termine
Ausstellung Murat Önen:
„so gut ich kann“
DOCK 20
Pontenstraße 20
23. Februar, 19 Uhr:
Artist Talk mit Murat Önen
20. April, 16 Uhr:
Führung in türkischer und
deutscher Sprache
Öffnungszeiten
Do 14 bis 20 Uhr,
Fr und Sa 14 bis 18 Uhr