News Politische Lagerkämpfe als Thema des Archivgesprächs 12. März 2018
Zahlreiche BesucherInnen kamen am Montag, den 26. Februar zum ersten Lustenauer Archivgespräch dieses Jahres. Wolfgang Scheffknecht hielt den zweiten Vortrag der Serie „Lustenau im ‚langen‘ 19. Jahrhundert“, die auf die Ausstellung zum Nationalsozialismus in der Galerie Hollenstein vorbereitet. Hauptthema war die Veränderung der „geistigen“ Landschaft und die Entstehung des organisierten Nationalismus in Lustenau.
Entstehung des liberalen Lagers
Wie der Referent feststellte, bildete sich das liberale Lager um einen verwandtschaftlichen Kern, den die Familie Alge „Sonnenwirts“ bildete. Außerdem betonte Wolfgang Scheffknecht, dass dieses Milieu in Abgrenzung zum kirchlichen Weltdeutungsmonopol entstand, wobei die Schulpolitik das größte Konfliktfeld darstellte. Die Gründung von Vereinen, wie dem Leseverein von 1863 und dem Gesangsverein Liederhalle (gegründet 1870), trug maßgeblich dazu bei.
Aufkommen von völkischem Gedankengut
Nachdem der Gemeindearchivar auch auf die Entstehung des katholisch-konservativen Kasinos und die frühen Rivalitäten eingegangen war, zeigte er auf, wie in Lustenau relativ spät in beiden Lagern völkisches Gedankengut aufkam. Im liberalen Lager war es vor allem die 1903 gegründete Ortsgruppe des Vereins „Südmark“, die derartige Ideen propagierte. Maßgeblich bestimmend waren dabei als deren Obmänner der Direktor der Lustenauer Handelsschule Alfred Wehner und der spätere Bürgermeister Karl Bösch. Die vom historischen Archiv kuratierte Ausstellung „Lustenau – Eine Gemeinde im Nationalsozialismus“ wird am 25. Mai in der Galerie Hollenstein eröffnet.