News Jahrhundertprojekt Rhesi steht vor wichtigem Etappenschritt 17. September 2021

Opener_Luftaufnahmen_Spätsommer_©Lukas Hämmerle/Thomas Holzer (10)

Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi steht vor einem nächsten Meilenstein: Bis März 2022 liegt das sogenannte Genehmigungsprojekt mit den Detailplänen für den Staatsvertrag und die Behördenverfahren vor.  Rhesi wird den 300.000 Menschen im Rheintal mehr Schutz, aber auch mehr Erholung bieten. Die Projektkosten von derzeit 897 Millionen Euro sollen je zur Hälfte von Österreich und der Schweiz getragen werden. Die Schäden bei einer Überflutung werden auf rund 8,6 Milliarden Euro geschätzt.

Der Baustart soll im Jahr 2026 erfolgen. Zuvor muss das konkrete Bauvorhaben noch die notwendigen Verfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen durchlaufen sowie von Österreich und der Schweiz genehmigt werden. Ein neuer Staatsvertrag, der seit Sommer von den beiden Bundesregierungen verhandelt wird, regelt die Aufteilung der Kosten und die bauliche Umsetzung des Generationenprojekts. Die Bauzeit wird auf 20 Jahre geschätzt. Der Abschnitt Lustenau soll im Jahr 4 – 11 nach Baubeginn, also zwischen 2030 und 2037, gebaut werden.

Hochwasserschutz

Foto 1 Viscose_Visualisierung_©IRR-Hydra Mehr Hochwasserschutz durch ein breiteres Flussbett, Kiesbänke, Zugang zum Wasser und öffentlicher Erholungsraum: So kann man sich den Rhein im Abschnitt oberhalb des Reichshofstadions vorstellen.

Rhesi erstreckt sich über 26 Kilometer und 15 Gemeinden am Alpenrhein zwischen Illmündung und Bodensee. Heute halten die Dämme einem Hochwasser stand, das statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt. Nach der Umsetzung kann ein 300-jährliches Hochwasser mit 4.300 m³/s sicher Richtung Bodensee abfließen. Dazu wird ein Teil des Vorlands abgetragen und das Mittelgerinne aufgeweitet. So bekommt der Fluss mehr Platz. Die größtenteils mehr als 100-jährigen Hochwasserdämme werden auf rund 35 Kilometer der Gesamtstrecke saniert, auf 14 Kilometer sogar gänzlich neu gebaut.

Foto 4 FOTOMONTAGE!_Hochwasser_Maria-Th.-Str_RadetzkystrLustenau_comm.ag Eine Überflutung durch den Rhein hätte katastrophale Folgen.

Ökologie und Erholung

Durch die Verbreiterung auf 200 Meter wird der Alpenrhein auf seiner gesamten Strecke wieder ursprünglicher und naturnaher und bietet wieder mehr Tieren und Pflanzen ein Refugium. In drei Abschnitten sind größere Aufweitungen geplant, wo der Rhein 300 - 400 Meter breit wird. Ein solcher ökologische Trittstein ist in Lustenau oberhalb des Reichshofstadions vorgesehen. In diesen Bereichen wird der Rhein wieder ein zugänglicher Fluss werden, mit mehr als einem Wasserlauf und eigenen Abgängen zu Kiesbänken. Selbst Auengehölze sind wieder möglich.

Jahrhundertchance für Lustenau

Aus den verbleibenden Vorländern und dem Hochwasserschutzdamm soll nach dem Vorbild Alter Rhein das Optimum für einen öffentlich, möglichst konfliktfrei nutzbaren Erholungsraum herausgeholt werden. Vorgesehen sind etwa Spielwiesen, Pfade und Aussichtspunkte zum Beobachten der Natur und zum Verweilen sowie gastronomische Angebote. Die Uferzonen sollen mit Strauch- und Baumpflanzungen gestaltet werden. Die Dammkronen, die im Bereich der Brücke Au-Lustenau und vom Stadion bis zur Wiesenrainbrücke bis zu 10 Meter breit werden, sollen als Fußweg und abschnittsweise als Radweg genutzt werden und Aussicht auf die Flusslandschaft bieten. Seit fast eineinhalb Jahren läuft hierzu die gemeinsame Planung von Lustenau, Internationaler Rheinregulierung und Land Vorarlberg. „Wir setzen alles daran, diese Jahrhundertchance auf eine optimale Aufenthaltsqualität direkt am Rhein zu nutzen. Gleichzeitig tragen wir die große Verantwortung, diese Best Practice Planung und Zusammenarbeit auch in der Realisierung weiterzuführen. Dann werden Generationen von Rhesi profitieren“, unterstreicht Bürgermeister Kurt Fischer.

Foto 3 Trinkwasserbrunnen Lustenau_©Christian Grass (12) Hier errichtet die Gemeinde einen neuen Trinkwasserbehälter und parallel dazu wird der Freiraum großzügig neugestaltet.

Rheinbähnle-Streckenführung

In den Planungen wurden auch verschiedene Varianten geprüft, wie und wo das Rheinbähnle künftig verkehren kann. Erhalten bleiben kann die beliebteste und meist befahrene Strecke von Rhein-Schauen bis zur Rheinmündung. Die Strecke Richtung Widnau wird indes mit Beginn der Rhesi-Bauarbeiten wegfallen.

Brunnenschutz und Trinkwasserversorgung

Foto 2 Trinkwasserbrunnen Lustenau_©Christian Grass (5) Hier errichtet die Gemeinde einen neuen Trinkwasserbehälter und parallel dazu wird der Freiraum großzügig neugestaltet.

Neben Hochwasserschutz, Ökologie und Erholungsraum muss beim Bau von Rhesi auch die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung sichergestellt werden. So ist es notwendig, dass die Lustenauer Trinkwasserbrunnen vom Wasserwerk flussaufwärts auf Höhe Blumenau verlegt werden. Unter Federführung des Lustenauer Wasserwerks werden im Rheinvorland neue Brunnen gebaut. Vis-à-vis vom Wasserwerk errichtet die Gemeinde zudem einen Trinkwasserbehälter mit fast 3.000 m³ Speichervolumen. Er soll die Wasserversorgung bei Störfällen zusätzlich sichern. Gleichzeitig wird der gesamte Freiraum rund um den Kindergarten, die Lebenshilfe und das Jazzhuus neugestaltet. Es gibt mehr Grünraum, einen Spielplatz, mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger und eine Verkehrsberuhigung durch Begegnungszonen. Der Bau der Wasserversorgung und der Freiraumgestaltung erfolgt in Etappen und dauert vom Frühjahr 2022 bis Sommer 2024.