News Über das Jetzt und die Zukunft sinnieren 6. September 2023
Klimakatastrophe, Antisemitismus, Ausgrenzung und sozialer Zusammenhalt, Formen und Möglichkeiten des Widerstands… das sind nur einige der großen Fragen der Gegenwart. Ein Nachdenken über das Jetzt und die Zukunft tut not. Und wo ließen sich die komplexen Fragen und brennenden Konflikte unserer Zeit besser verhandeln als auf einer Theaterbühne, auf der Existenzielles sowohl spielerisch als auch hoffnungsverheißend vorgetragen wird und bei allem Ernst der Lage auch die Unterhaltung, der Humor und die Freude am Schönen nicht zu kurz kommen dürfen. Genau das haben die sechs Gastspiele der Spielzeit 2023/24 des Lustenauer Theaters an diesmal vier Spielorten zum Thema.
Den Auftakt macht am 20. September das Theater MOTIF auf der Freudenhausbühne mit „Dirty Dishes“. Im Mittelpunkt der bitterbösen, tempo- und pointenreichen Pizzaküchen-Comedy (Regie: Stephan Kasimir) steht das Schicksal der illegal beschäftigten Crew, deren Traum vom schnellen Geld unter dem ausbeuterischen Chef geplatzt ist und die sich stattdessen mit der Angst vor Abschiebung konfrontiert sieht.
Miteinander oder für sich?
Im Vorarlberger Landestheater steht am 18. Oktober „Fabian“ von Erich Kästner in einer Inszenierung von Max Merker und in Koproduktion mit dem Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) auf dem Programm. „Die Geschichte eines Moralisten“ spielt 1930 in Berlin, am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung, ihr Antiheld Fabian taumelt durch das Leben dem Absturz entgegen. Die Frage „Miteinander oder jeder für sich?“ stellt tiefsinnig und unterhaltsam auch das aktionstheater ensemble von Martin Gruber im Stück „Morbus Hysteria“ am 31. Oktober im Reichshofsaal. Gesellschaftliche Strömungen wie ein Seismograph aufnehmend, geht es in einem opulenten Text-, Musik- und Bilderreigen um selbstgerechte Rechthaberei, aber dazwischen wird auch getanzt.
Uraufführung, Widerstand und gutes Essen
Als Uraufführung von Michael Köhlmeier kommt „Antigone“ nach der Tragödie des griechischen Dichters Sophokles am 18. Februar 2024 ins Bregenzer Theater Kosmos. Köhlmeier, der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller und Experte für antike Sagenstoffe, beweist mit seiner Neu-Interpretation der Heldin des Widerstands die ungebrochene Aktualität von Fragen, wie „Welche Schritte sind notwendig, um nach dem Krieg Frieden zu schaffen?“ Zivilen Widerstand für den Klimaschutz praktizieren auch die beiden Schwestern und Hauptakteurinnen Chris und Alex in der Aufführung „No Planet B“ des Theaters Kempten am 16. April 2024 im Reichshofsaal. Im Stück von Nick Woods geht es um die Wichtigkeit, auch angesichts eines übermächtigen Gegners für eigene Überzeugungen einzustehen.
Ziemlich zufrieden mit sich, unzufrieden mit dem Rest der Welt: In Sibylle Bergs „Viel gut Essen“, aufgeführt vom Theater praesent am 28. Mai 2024 im Reichshofsaal, spricht ein Mann zwischen Selbstmitleid und Wut über sein Leben und seine Empörung, wettert gegen alles und jeden, während er für Frau und Sohn ein mehrgängiges Menü kocht und dem Publikum das Lachen im Hals stecken bleiben könnte.
Lustenauer Theater
Mi, 20. 9., 20 Uhr, Freudenhaus, Dirty Dishes, Theater MOTIF
Mi, 18.10, 19.30 Uhr, Vorarlberger Landestheater, Fabian von Erich Kästner, nur Abo
Di, 31.10., 20 Uhr, Reichshofsaal, Morbus Hysteria, aktionstheater ensemble
So, 18.2. 2024, 17 Uhr, Theater Kosmos Bregenz, Antigone – Uraufführung von Michael Köhlmeier nach Sophokles, nur Abo
Di, 16. 4. 2024, 20 Uhr, Reichshofsaal, No Planet B – Schauspiel von Nick Wood, Theater Kempten
Di, 28.5. 2024, 20 Uhr, Reichshofsaal, Viel gut Essen, Theater praesent von Sybille Berg