News Wasserzeichen aus dem Parkbad 1. Dezember 2022

Das neue Schuljahr hat für die writers:class der HAK Lustenau auf ungewöhnliche Weise begonnen. Die Schülerinnen und Schüler besuchten das Parkbad außerhalb der Badesaison und funktionierten es in ein „Schreibbüro“ um. Sie brachten Stifte und Papier mit und ließen sich dort, wo sonst die Badegäste zwischen Kinder- und Sportbecken verweilen, nieder, um zu schreiben: Eine merkwürdige Idee, die außergewöhnliche Bilder und Texte von unserem beliebten Freibad hervorbrachte.

Foto 1 5_wc_HAK_Lustenau_Schwimmbad©FKühn Eine nicht alltägliche Anfrage aber kein Sprung ins kalte Wasser: Die writers:class der HAK Lustenau entdeckte das Parkbad außerhalb der Badesaison zum Schreiben.

Als Franz Kullich von der Sportabteilung im Oktober die Anfrage bekam, ob die HAK das Parkbad für eine Schreibwerkstatt verwenden dürfte, war er überrascht. „So eine außergewöhnliche Anfrage hatten wir noch nie. Im Sommer wird viel gelesen im Parki, warum also nicht auch schreiben.“

Keine Bauchklatscher

Die Klassenlehrerin Nadja Naier, die Projektorganisatorinnen Gabi Hampson vom W*ORT und Frauke Kühn vom Literaturhaus Vorarlberg sowie die Autorin Andrea Keller freuten sich über diese Reaktion, wie sich die Kinder freuen, wenn sie im Sommer im Parki für ihre Portion Pommes anstehen. Nur Pommes gab es diesmal keine. Auch keine Kinderstimmen, keine Geräusche von platschendem Wasser oder federnden Sprungbrettern. Dafür gab es einen gut gelaunten Bademeister, der den Jugendlichen Einlass ins saisonbedingt geschlossene Bad gewährte. Und so kam es, dass die writers:class der HAK Lustenau einen Vormittag im Parkbad verweilte. Sie spazierten über die Liegewiese, während sich feine Nebeltröpfchen auf ihre Jacken setzten. Sie bestiegen den Turm und ließen die Aussicht auf sich wirken. Die Klasse entdeckte diesen Ort neu für sich, obwohl fast alle Schülerinnen und Schüler schon einmal hier waren.

Was ist die writers:class?

Die writers:class ist ein Projekt, das das Literaturhaus Vorarlberg und W*ORT in Lustenau an der MS Hasenfeld und an der HAK gemeinsam umsetzen. Vier Jahre lang laden sie Autor:innen einmal im Monat zwei Stunden lang während des Regelunterrichts in die Klasse ein, um mit den Schüler:innen ins kreative Schreiben einzutauchen. Bauchklatscher (oder Fehler) werden nicht korrigiert, Noten haben in der writers:class auch keinen Platz. Der Fokus liegt vielmehr auf der Freude an der Sprache, dem Spiel mit Worten, dem Entdecken der eigenen Stimme. „Als Lehrerin an einer Handelsakademie ist es mir ein Anliegen, die Kreativität unter meinen Schülerinnen und Schülern zu fördern. Gerade Kreativität wird nämlich von vielen österreichischen Unternehmern laut einer Umfrage des Instituts für Bildungsforschung und Wirtschaft als Kompetenz eingestuft, die gefördert gehört“, berichtet Nadja Naier. „Und wie könnte man Kreativität lustvoller fördern als in einer writers:class?“

Foto 2 14_wc_HAK_Lustenau_Schwimmbad©FKühn Im Parkbad konnten die Schülerinnen und Schüler ins kreative Schreiben einzutauchen.
Foto 3 25_wc_HAK_Lustenau_Schwimmbad©FKühn Der Perspektivenwechsel ließ außergewöhnliche Bilder und Texte entstehen.

Blick über die Grenze

Dieses Jahr wird die writers:class an der HAK von der Schweizer Autorin Andrea Keller geleitet, die eine Vorliebe für Nature Writing hat. Dabei geht es um das Schreiben in der Natur, über die Natur und inspiriert von der Natur. So ist es ihr ein Anliegen, dass sie mit der Klasse so oft wie möglich das Schulgebäude verlässt. Der erste Stopp war der Schulgarten. Beim zweiten Treffen gingen sie ins Parkbad. Hier tauchten sie ein, in der Hoffnung, dass der Wortfluss dann geschmeidiger ist.

Inspirierende Orte in Lustenaus Natur

Foto 4 19_wc_HAK_Lustenau_Schwimmbad©FKühn Dort, wo im Sommer die Badegäste sonnenbaden, ließen sich die Schülerinnen und Schüler zum Schreiben nieder.

Das Parkbad im Herbst war nicht nur eine besondere Raumerfahrung, sondern eine reichhaltige Inspirationsquelle für das kreative Schreiben“, sind sich alle einig. So wird die Klasse im Laufe des Schuljahres wird die Klasse noch weitere öffentliche Orte besuchen. Vielleicht sind die Schülerinnen und Schüler einmal am Alten Rhein zu entdecken, vielleicht bei einer der kleinen grünen Oasen, die es in ganz Lustenau verstreut gibt, oder auf einer Bank im Ried. Inspirierende Orte in der Natur gibt es genug in Lustenau.