News Wettbewerbssieger Radbrücke Lustenau-Au gekürt 29. April 2021

Visualisierung_Tag_©Studio Giorgio Masotti

Das Tessiner Studio d’ingegneria Giorgio Masotti ist Gewinner des Ingenieurwettbewerbs für die Fahrrad- und Fußgängerbrücke über den Rhein, die Lustenau und Au verbindet. Die fachkundige Jury hat den Entwurf mit dem Titel „Verweilen“ einstimmig unter acht internationalen Einreichungen auf den 1. Platz gereiht und zur Ausführung empfohlen. Die gut 280 Meter lange Fuß- und Radwegbrücke soll beim früheren Lustenauer Zollamt Oberfahr errichtet werden, etwa 650 Meter südlich des Grenzübergangs Lustenau-Au. Die neue Brücke soll 2026 – nach einjähriger Bauzeit – fertiggestellt werden.

Flussbauliche und geologische Verhältnisse, die Radwege im Rheinvorland, die Querung der L 203 und die künftigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten durch RHESI – all diese Aspekte berücksichtigt das Siegerprojekt – ein eleganter Entwurf aus Stahl mit Aufenthaltsmöglichkeiten in der Mitte. Das Siegerprojekt und alle eingesendeten Arbeiten sind bei einer Ausstellung in Au zu sehen. Von 10. bis 31. Mai sind die prämierten Projekte in Lustenau, im Rathaus-Foyer, Rathausstraße 1, ausgestellt.

Siegerprojekt „Verweilen“

Für die Wettbewerbssiegerin, eine Arbeitsgemeinschaft unter Federführung des Ingenieurbüros Giorgio Masotti aus Bellinzona, soll die Brücke „nicht nur ein Steg“ sein, sondern auch zum Verweilen einladen. Zur Flussmitte hin weitet sich die Brücke auf und gewährt Passanten Ausblick auf die Flusslandschaft. Dass die Brücke in ihrer Einfachheit der Gestaltung der Natur den Vortritt gibt und die Aufenthaltsqualität am Rhein steigert, überzeugte auch die 10-köpfige Jury. „Das Projekt überzeugt durch seine Schlichtheit, welche die Rheinlandschaft in seiner Topographie der Dämme respektiert. Das Bauwerk erwirkt dadurch eine erwünschte Klarheit im Zusammenspiel mit der Umgebung des Flussraumes. Die Einfachheit im Erscheinungsbild wird zur Zierde und hält dennoch die nötige Maßstäblichkeit. Die Aufenthaltsqualität wird gesteigert und ein Verweilen wird sich lohnen“, heißt es im Jurybericht. Positiv bewertete die Jury auch, dass das Projekt auf österreichischer Seite bereits eine Überbrückung der stark befahrenen L 203 vorsieht, mit einer Anbindung über die Kirchstraße an das Lustenauer Zentrum. Die künftige Brücke liegt auf drei Stützen, der Überbau besteht aus Cortenstahl, das Geländer ist mit Edelstahlnetzen ausgefacht. Der Belag ist aus Gussasphalt, im Aufenthaltsbereich werden Gneisplatten vom Hinterrhein verwendet.

Visualisierung_Nacht_©Studio Giorgio Masotti So stellt sich Architekt Giorgio Masotti die neue Fahrrad- und Fußgängerbrücke zwischen Lustenau und Au bei Nacht vor.
Radbrücke Lustenau-Au Verweilen Modell 01 Das Modell des Siegerprojekts "Verweilen" vom Tessiner Studio d’ingegneria Giorgio Masotti.

Historischer Standort Oberfahr

282 Meter soll die neue Fuß- und Radwegbrücke den Rhein überspannen, vom früheren Lustenauer Zollamt Oberfahr via Überführung der Schweizer A13 in den Auer Ortsteil Oberfahr. An derselben Stelle verband schon einmal eine Brücke Österreich und die Schweiz: Die Oberfahrbrücke war von 1878 bis zum Bau der neuen Rheinbrücke 1957 eine wichtige und direkte Verbindung vom Lustenauer Zentrum in die Schweiz.

oberfahrcolneu Am Standort Oberfahr zwischen Lustenau und Au verband schon einmal eine Brücke über den Rhein (1878 bis 1957) Österreich und die Schweiz.
Flugaufnahme Obefahr, dat. 1945, Ausschnitt_©Gross - Aero St. Gallen Luftaufnahme der Oberfahrbrücke, datiert 1945.

Zusammenarbeit von Gemeinden, Kanton und Land

Lustenau und seine Schweizer Nachbargemeinde Au realisieren das Leuchtturmprojekt in einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Der Wunsch, schnell, sicher und zeitlich flexibel unterwegs sein können, macht nicht vor Staatsgrenzen Halt und die Distanzen zwischen Lustenau und Au eignen sich optimal für den Radverkehr“, machen Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer und der Auer Gemeindepräsident Christian Sepin mit Blick über den Rhein deutlich. Als wichtigste Fördergeber für das 10-Millionen-Franken-Projekt rechnen die Gemeinden mit dem Land Vorarlberg, dem Kanton St. Gallen und dem Schweizer Bund. Deren Mitfinanzierung wollen sie sich über das sogenannte Agglomerationsprogramm für eine landesübergreifende Verkehrs- und Siedlungsentwicklung sichern.

20210429_MIK_45756 (1) Der Auer Gemeindepräsident Christian Sepin, Landesrat Johannes Rauch, Architekt Giorgio Masotti und Bürgermeister Kurt Fischer bei der Präsentation des Siegerprojekts in Au/Heerbrugg (CH).
20210429_MIK_45754 Bürgermeister Kurt Fischer mit Architekt Giorgio Masotti vom gleichnamigen Tessiner Ingenieurbüro.

Berufspendler aus Rad bringen

Mit der neuen Radbrücke soll einerseits die Fahrt über die Grenze für Radlerinnen und Radler sicherer werden, andererseits mehr Pendlerinnen und Pendler zum Radeln animiert werden. „Die neue Radbrücke ist ein schönes Zeichen dafür, dass der Rhein keine Grenze mehr darstellt, sondern zur Schlagader des gemeinsamen Lebensraums geworden ist“, erklärt Mobilitätslandesrat Johannes Rauch. „Sie soll auch den vielen Berufspendlerinnen und -pendler in der Region den Umstieg auf das Fahrrad erleichtern.“

Luftaufnahmen_Velobrücke Au-Lustenau ©Lukas Hämmerle_Thoms Holzer_kl

Avisierter Baustart 2025

Der Projekthorizont ist klar vorgegeben. Im Juni wird das Siegerprojekt beim Agglomerationsprogramm eingereicht. Bei positiver Beurteilung und wenn die Auer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger den dafür benötigten Baukredit gutheißen, kann mit dem Bau der Radbrücke 2025 begonnen werden. Für die Bauzeit ist ein Jahr vorgesehen. „Wer das Rheintal zu einem Velotal formen will, muss Verbindungen schaffen und Brücken bauen. Wir freuen uns riesig auf diesen Brückenbau für eine zukunftsfähige Mobilität und sind sicher, dass wir diese Brücke nicht nur mit großer Freude eröffnen, sondern ebenso begehen und befahren werden“, bekräftigen Kurt Fischer und Christian Sepin.

Ausstellung der prämierten Projekte

10. – 31. Mai 2021
Foyer Rathaus, Rathausstraße 1
Öffnungszeiten:
Mo – Do: 8.00 – 12.00 und 13.30 – 16.30 Uhr
Fr: 8.00 – 12.30 Uhr

Siegerprojekt "Verweilen“

Arbeitsgemeinschaft:
Studio d'ingegneria Giorgio Masotti, Bellinzona CH
Straub AG Ingenieure Geoinf., Chur CH
LAND Suisse Sagl, Lugano CH
Orsi & Associati Sagl, Bellinzona CH

Jury

Jury Sachpreisrichter (mit Stimmrecht):
Christian Sepin, Gemeindepräsident, Politische Gemeinde Au
Kurt Fischer, Bürgermeister, Marktgemeinde Lustenau
Marcel John, Kantonsingenieur, Kanton St. Gallen
Peter Moosbrugger, Vorarlberger Radverkehrsbeauftragter

Fachpreisrichter (mit Stimmrecht):
Armin Wachter, Leiter Bauwerke, Abt. Strassenbau, Vorarlberg
Ruedi Vögeli, TBA Kt. St. Gallen, Leiter Kunstbauten
Jürg Senn, Dipl. Arch. ETH BSA SIA, Zürich
Markus Mähr, Gesamtprojektleiter RHESI
Ruedi Engeli, Projektleiter, Bauverwaltung, Gemeinde Au
Bernhard Kathrein, Gemeindeplanung, Marktgemeinde Lustenau

Bürgermeister Kurt Fischer und Gemeindeplaner Bernhard Kathrein zum Siegerprojekt: