News Wie wir das soziale Zusammenleben gemeinsam gestalten können 22. November 2018
Ein voller Rathaussaal lauschte den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage „Förderung des sozialen Zusammenlebens in Lustenau“ am 14. November 2018. Der Studienautor Ghassan Shleweet gab der interessierten Bevölkerung Einblick in seine Masterthesis und stellte seine Empfehlungen für ein besseres Zusammenleben vor.
Die Marktgemeinde Lustenau hat bei der FH Vorarlberg eine Studie zum sozialen Zusammenleben im Ort in Auftrag gegeben. Ghassan Shleweet, selbst erst vor 4 Jahren aus Syrien nach Österreich gekommen, hat diese im Rahmen seines Masterstudiums „Interkulturelle Soziale Arbeit“ in Kooperation mit der Fachstelle für Zusammen.Leben durchgeführt. Die Arbeit wurde bereits von der Fachhochschule als Beste des Jahrgangs ausgezeichnet, Ghassan hat zudem den „newwy award“ der Industriellenvereinigung Vorarlberg erhalten. Bürgermeister Kurt Fischer gratulierte Herrn Shleweet zur Masterarbeit und lobte sie in seiner Begrüßungsrede als „Geschenk an die Gemeinde und Einladung, die Integrationsarbeit weiterhin mit viel Engagement fort zu führen und weiter zu entwickeln“.
Repräsentativer Rücklauf
1800 Fragebögen wurden an zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger verschickt, 288 Fragebögen kamen zurück und wurden ausgewertet. Die Umfrage war nicht nur in deutscher Sprache erhältlich, sondern auch auf Arabisch, Türkisch, Dari und Englisch übersetzt. Die Dateneingabe übernahm die 3. Klasse der HAK Lustenau, begleitet von Prof. Bernd Stadelmann.
Konkrete Empfehlungen für ein gutes Zusammenleben
Aus sechs erarbeiteten Themen hat Ghassan Shleweet konkrete Empfehlungen abgegeben, wie das Zusammenleben im Ort gefördert werden kann. Der Autor erachtet zum Beispiel eine Einzugsbegleitung bei der gemeinnützigen Wohnungsvergabe als hilfreich oder schlägt die Installation eines Integrationsbeirats vor. Auch der Ausbau von öffentlichen Begegnungsräumen, die Förderung von Deutschkursen und Projekten wie die Flurreinigung, die das WIR in den Vordergrund stellen, werden empfohlen. Wichtig sei, so Ghassan Shleweet, auch Förderung des Ehrenamts, Bewusstseinsbildung gegen Vorurteile und die Arbeit mit BrückenbauerInnen, die in zwei Kulturen zu Hause sind.
Austausch unter den Gästen
Im Anschluss an die Präsentation waren die gut 80 Besucherinnen und Besucher eingeladen, in vier Gruppen das Gehörte zu diskutieren, in Frage zu stellen und ihre eigenen Ideen und Erfahrungen zum guten Zusammenleben einzubringen. „Wir sind der Überzeugung, dass unsere Arbeit nur dann erfolgreich sein kann, wenn wir mit der Bevölkerung im Austausch sind, wenn wir Geschichten hören und über Stimmungen und Bedürfnisse Bescheid wissen“, erklärt Anya Fleischmann von der Fachstelle. In diesem Sinne möchte die Fachstelle auch als Ansprechpartnerin für Fragen und Anliegen im Themenbereich Interkulturelles und Diversität für die Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Empfehlungen fließen in die Aktivitäten ein
Die Empfehlungen, die sich aus der Masterarbeit ableiten lassen, sowie auch die Anregungen aus der Diskussion des Publikums werden auf ihre Machbarkeit überprüft und nach Möglichkeit in die Projekte und Aktivitäten der Fachstelle für Zusammen.Leben Eingang finden.
Studie „Förderung des sozialen Zusammenlebens in Lustenau“
Autor Ghassan Shleweet, FH Vorarlberg
im Auftrag der Marktgemeinde Lustenau
Sechs Kategorien, die laut Studie für das soziale Zusammenleben im Ort als besonders wesentlich erachtet werden:
- Partizipation im Sinne von Teilhabe und Mitbestimmung, denn soziale und kulturelle Zugehörigkeit stellt ein Grundbedürfnis der Menschen dar.
- Interkulturelle persönliche Kontakte stärken den Zusammenhalt im Ort
- Wechselseitige soziale Anerkennung ist wichtig für den Selbstwert und das Selbstbewusstsein
- Soziale Macht: unterschiedlicher Zugang zum Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt oder weniger gute Sprachkenntnisse sollen ausgeglichen werden
- Diskriminierung: Ausschluss und Abwertung auf Grund anderer Herkunft, Aussehen oder Sprache prägen die Menschen nachhaltig und verändern ihre Haltung zur Gesellschaft – viele ziehen sich zurück
- Freizeitverhalten: gemeinsame Freizeitgestaltung und Zugang zu Vereinen fördert soziale Teilhabe, Interaktionen und Solidarität in der Bevölkerung und ist wesentlich für einen guten Austausch zwischen den Menschen.