News „Wir leben an dem schönen Rhein …“ 18. April 2023
Neben diesem Klassiker des Lustenauer Liedgutes behandelt natürlich auch die andere Lustenauer Hymne „Z‘ Luschnou duss am jongo Rhin“ das Leben am Fluss, der seit den Anfängen Lustenaus eine große Rolle in der Geschichte spielt und das Leben der Lustenauerinnen und Lustenauer auch in der Zukunft prägen wird.
„Und auf den Rhein da sind wir stolz, er bringt uns alle Jahre Holz für Haus und Hof und Herd …“
Diese Zeile aus dem Titellied zeigt die guten Seiten des Flusses für Lustenau. Früher waren bei jedem noch so kleinen Hochwasser die Holzer am Rheindamm oder in der wagemutigen Form mit der Holzergondel zur Stelle, um den begehrten Brennstoff aus dem Rhein zu holen. Dass dies aber auch Probleme mit sich brachte, kann man aus einem Streit erkennen, der sich 1769/70 mit der Gemeinde Rankweil entwickelte. Die Lustenauer Holzer hatten wieder einmal einen guten Holzfang gemacht. Dieses Holz gehörte aber einigen Rankweilern. Nach längeren Diskussionen musste dann die Lustenauer Gemeindekasse für dieses Holz aufkommen.
„Und kommt der Rhein ins Land herein, so soll’s in Gottes Namen sein, wir fassen frischen Mut …“
Die über 1100-jährige Geschichte Lustenaus ist eng mit den Launen des Rheins verbunden. Große und kleinere Rheinüberschwemmungen sorgten immer wieder für große Schäden. In den Jahren 1206 und 1548 wurde sogar die Kirche, die damals noch in der Parzelle Weiler, also zwischen Kirch- und Tavernhofstraße stand, von den Fluten zerstört. Erst um 1650 wurde die erste Kirche am Standort gebaut. Die Kirche stand aber – wie auch die etwa zur gleichen Zeit erbaute Loretokapelle – inmitten von Feldern. Deshalb wird die Parzelle südlich der Kirche, wo die Kaiser-Franz-Josef-Straße verläuft, von älteren Leuten noch heute Oberfeld genannt. Über die frühen Überschwemmungen gibt es nur spärliche Hinweise, bei den letzten Ereignissen der Jahre 1888 und 1890 ist dies anders: Sie wurden von Beno Vetter und Adolf Bösch sehr gut dokumentiert. 1890 brach der Damm gar zweimal innerhalb eines Monats.
Der Rhein als Grenze und Hindernis
Bis zur Hofteilung 1593 erstreckte sich der Reichshof Lustenau beiderseits des Rheins. Auch Schmitter, Widnau und Haslach (Au) unterstanden damals den Lustenauer Ammännern und den Emser Grafen. Die heutigen Schweizer Rieder sind jene Gründe, die nach der Hofteilung im Besitz der Bauern jenseits des Rheins blieben. Die Verbindung über den Rhein wurde mittels Fähren gewährleistet. Auf Höhe des heutigen Restaurants K&K war das Unterfahr oder Monsteiner Fahr. Das Oberfahr befand sich auf Höhe der Autowaschanlage an der Reichsstraße. Die 1878 erbaute Oberfahrbrücke wurde dort errichtet. Bereits zuvor erfolgte der Bau der Unterfahrbrücke im Jahr 1867.
Der Rhein nach der Regulierung
Nach dem Abschluss des Staatsvertrages über die Rheinregulierung 1892 atmete ganz Lustenau auf. Die letzte Schrecksekunde bescherte der Alpenrhein bei Fertigstellung des Fußacher Durchstichs im Jahr 1900. Die zwei Flussbetten waren nur durch eine Steinwand getrennt, die bei einem Festakt gesprengt werden sollte. Allerdings erledigte dies der Rhein ein paar Tage zuvor. Einige Male wurden seit damals zwar die Vorländer überflutet, zuletzt 2016, das Siedlungsgebiet war aber nie gefährdet.
Wirtschaftlicher Aufschwung Lustenaus
Der wirtschaftliche Aufschwung Lustenaus setzte erst nach der Rheinregulierung richtig ein. Der erste Stickereiboom war zwar schon in den 1870er-Jahren, aber erst die Rheinregulierung und die Erfindung der Schiffli-Stickmaschine in den 1890er-Jahren bewirkten dann einen nachhaltigen Wachstumsschub. Vor 1890 waren die Lustenauer Sticker von St. Galler Fabrikanten abhängig, danach begannen sie, auch eigene Ware zu produzieren und mit Erfolg zu verkaufen. Dieser Aufschwung ließ auch die Zahl der Häuser und Einwohner wachsen: 1890 wohnten noch 5.054 Menschen in Lustenau, 1900 schon 6.221, also 23 Prozent mehr. Zwischen 1900 und 1910 betrug die Steigerung sogar 34 Prozent. 1949 wurde die 10.000-Einwohner:innenmarke geknackt, 2003 wurden die 20.000 vollgemacht.
„Rhesi“ – Was ist geplant?
Die Dämme am Rhein auf Lustenauer Gebiet halten einem 100-jährlichen Hochwasser stand. Nach „Rhesi“ sollen die Dämme ein 300-jährliches Hochwasser aushalten, also eine Durchflussmenge von 4.300 m³/s sicher bewältigen. Ein Teil des Vorlands wird abgetragen, das Mittelgerinne aufgeweitet und die alten Dämme saniert oder erneuert. Im Zuge dieser Arbeiten sollen die Lustenauer Trinkwasserbrunnen vom Wasserwerk flussaufwärts auf Höhe Blumenau verlegt werden. Die Umsetzung des Projektes hängt noch von der Unterfertigung des Staatsvertrages ab. Die Arbeiten sollen aber noch vor Baubeginn von Rhesi abgeschlossen sein.