News Zahlen in Farbe und Empathie verwandeln 23. Juli 2024

Foto1_tOmi Scheiderbauer

Hätten Sie es gewusst? Laut der jüngsten Bevölkerungsstatistik vom Jänner 2024 leben Menschen aus 154 Nationen in Vorarlberg. Auf dieser Zahl basiert das Projekt „Wer sind wir hier“ von tOmi Scheiderbauer, das bis Dezember auch in Lustenau zu sehen ist. Mit seiner grafischen Übersetzung der Einwohnerzahlen in das Farbspektrum des Regenbogens visualisiert der in Bregenz und Süditalien lebende Künstler die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt im Land und liefert ein Statement in Sachen Demokratie.

An acht Standorten platziert

Foto2_20240715_MIK_148641_HiRes tOmi Scheiderbauers Arbeit wird an acht Standorten in Vorarlberg gezeigt.

Seit einigen Tagen hängt ein leuchtendes Bild aus farbigen Quadraten im Foyer des Lustenauer Rathauses. 154 Farbfelder sind mit einem Ländernamen und der jeweiligen Einwohnerzahl beschriftet, analog zu der von Statistik Austria im Jänner publizierten Bevölkerungsstudie. Das Plakat ist Teil des an insgesamt acht Standorten im Land präsentierten Projektes „Wer sind wir hier“ des Vorarlberger Künstlers tOmi Scheiderbauer und basiert auf einer ähnlichen Arbeit, die Scheiderbauer auf Einladung in der italienischen Stadt Reggio Emilia realisiert hat, mit dem Ziel, Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenzubringen.

Erstaunliche Zahlen

Auch in Vorarlberg sieht der Künstler, gerade auch in Wahlkampfzeiten angesichts von „Demagogen in unserer politischen Landschaft, die Lügen und Angst verbreiten und die Demokratie gefährden“, Bedarf: „Die Fakten sind eigentlich bekannt und doch erstaunt es, sie so auf einen Blick zu sehen. Die Behauptung, dass Vorarlberg kein Einwanderungsland ist, ist angesichts dieser Zahlen schlicht unhaltbar.“ Umso mehr freut er sich, sein Projekt in acht Städten und Gemeinden zeigen zu können, auch weil diese 154 Länder, mit ihrer unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt, die Schönheit und den Wohlstand in Vorarlberg mitdefinieren. 

Die Farben des Regenbogens

Das Projekt Wer sind wir hier macht die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt im Land farbenfroh sichtbar. Die Arbeit verbindet Bevölkerungsstatistik und Farbzusammensetzung des sichtbaren Lichts.

Diese Buntheit überträgt der Künstler in Farbfelder in Spektral- bzw. Regenbogenfarben, die bei der Brechung von weißem Licht durch ein Prisma entstehen. „Die Vorstellung, dass das „Nichts“ aus allen Farben entsteht, und dass, wenn nur eine einzige fehlt, es nicht mehr funktioniert, fasziniert mich schon mein ganzes Leben lang. Das ist auch eine wunderschöne Metapher für diese Arbeit“, sagt Scheiderbauer, der sich als „Partist“, als partizipativen Künstler, bezeichnet. Immer wieder solidarisiert er sich in seiner Arbeit mit Flüchtlingen, vor allem aus Afrika, um Verantwortung zu übernehmen, „weil ich auch eine Art Flüchtling bin. Ich komme zwar nicht von Armut und Krieg, sondern von der anderen Seite des Problems und flüchte vor Reichtum und Langeweile“. Dabei geht es tOmi Scheiderbauer weniger um einen ästhetischen Kunstbegriff, als vielmehr um einen empathischen und um die Freiheit, dass die Dinge, mit denen er sich befasst, sein Herz berühren müssen.

Unter www.omiotu.com sind signierte Poster zu „Wer sind wir hier“ in den Größen 50x70 und 70x100 cm zu 70 bzw. 100 Euro erhältlich, deren Verkauf das Projekt unterstützt.

Über tOmi Scheiderbauer

Foto4_tOmiScheiderbauer „In meiner künstlerischen Arbeit befasse ich mich mit Dingen, die mein Herz berühren.“

tOmi Scheiderbauer, 1961 in Hard geboren, lebt in Bregenz und im süditalienischen Lecce. Das große O in seinem Namen ist eine Hommage an seine Großmutter. Nach seiner Ausbildung zum Fotografen hat der Künstler die Meisterklasse der Höheren Technischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und die Audiovisuelle Kunstklasse der Universität Basel besucht. Als interdisziplinär arbeitender Foto- und Grafikkünstler und Kurator befasst sich tOmi Scheiderbauer zuletzt intensiv mit politisch und gesellschaftlich brisanten Themen wie Flucht- und Armutsmigration und realisiert Gemeinschaftsprojekte mit und für Geflüchtete. In Kooperation mit dem 1991 gegründeten Künstlerkollektiv „c a l c“ rettete er ein spanisches Dorf vor dem Verfall und entwickelte ein interaktives Spiel für Israel und Palästina.